Mitbenennung von Straßen nach ebenso bedeutenden Verwandten der männlichen Namensgeber mit demselben Nachnamen
Gemeinsamer Antrag von GRÜNE- und SPD-Fraktion
GRÜNER und SPD-Fraktion Hamburg-Nord sind die Gleichstellung und die Sichtbarmachung der gesellschaftlichen Leistungen von Frauen ein besonderes Anliegen. Wir waren daher besonders dankbar für die Eingabe der Vorsitzenden des Vereins „Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof“, die auch Vorstandsmitglied des Landesfrauenrates Hamburg ist. [1] Sie machte uns darauf aufmerksam, dass nicht nur die Herren Burmester, Denner und Voß Wichtiges geleistet haben. Ihre Schwestern, Töchter und Ehefrauen waren als Musikerinnen, Malerinnen und Schriftstellerinnen künstlerisch erfolgreich tätig und trotzten somit den in vorherigen Jahrhunderten rigiden Zuschreibungen von Geschlechtercharakteren und -rollen. Sie malten, schnitzten, korrigierten und vollendeten vielfach auch die Werke der männlichen Verwandten, sorgten mit ihrer Tätigkeit für die Existenzsicherung und für die Nachlassverwaltung - wobei ihr wesentlicher Beitrag oft unerwähnt blieb, weil die Kanonisierung in der Regel über die männliche Marke erfolgte.
Johanna Burmester war die ältere Schwester des Geigenkünstlers Prof. Willy Burmester und trat ab 1876 mehrfach zusammen mit ihrem Bruder in Hamburg und Umgebung auf. Gleichermaßen freundlich über beide Geschwister äußerte sich das „Hamburger Fremdenblatt“ in einer Rezension der Aufführung von Beethovens Tripelkonzert op. 56 unter der Leitung Hans von Bülows im März 1890 und kommentierte: „Die Wiedergabe des solistischen Theiles fordert drei vollkommen gleich fähige Künstler, [...] am gestrigen Abend waren dies [..]. Frl. Johanna und Herr Willy Burmester [...]. Frl. Burmester ist eine tüchtige, künstlerisch fähige Pianistin, die von Beginn ihrer Studien [...] stets das Hohe erstrebte“ (Hamburger Fremdenblatt 11. März 1890)“. Johanna Burmester trat fast ausschließlich in Begleitung Ihres Bruders auf. Neben ihren Kontakten zu von Bülow und Liszt ist durch die Tagebücher des Komponisten Peter Tschaikowskys belegt, dass Johanna Burmester auch mit ihm bekannt war.
Catharina Denner, die Tochter des Malers Balthasar Denner, reiste bist zu seinem Tode mit zu seinen vielen Auftraggeber*innen. Hier war es unter anderem ihre Aufgabe, die Auftraggeber*innen zu unterhalten. So wurde sie nicht nur eine begabte Pianistin und Sängerin. Sie wurde von ihrem Vater unterrichtet und wurde auch eine beachtenswerte Miniaturmalerin. Balthasar Denner beschränkte sich mit zunehmendem Alter auf die Ausführung von Köpfen, sodass Catharina Denner die Vollendung seiner Werke übernahm.
Marie Christine Ernestine Voß geb. Boie war die Ehefrau des Dichters, Altertumsforschers und Übersetzers Johann Heinrich Voß. Neben der Erziehung der fünf gemeinsamen Kinder führte Ernestine zum Teil die Korrespondenz mit Gleim, Jean Paul und Overbeck. Sie selbst verfasste Gedichte, welche erst nach ihrem Tode veröffentlicht wurden. Ihren Briefe – Genrebildern aus dem bürgerlichen Leben und dem Literatendasein im 18. und 19. Jh. – begeisterte V. alle ihre Briefpartner und deren Freundeskreise, in denen die Schriften weitergereicht wurden. Neben einer reichen Korrespondenz hat sie eine Reihe von biografischen, pädagogischen und literarischen Texten hinterlassen, von denen zu Lebzeiten nur wenige publiziert wurden. Am bekanntesten sind ihre Mitteilungen aus dem Leben von Johann Heinrich Voß, die von ihrem Sohn Abraham herausgegeben wurden und das Bild von Johann Heinrich Voß in der deutschen Kulturgeschichte maßgeblich mitbestimmt haben. Sie dienen bis heute als eine reiche kulturgeschichtliche Quelle zum literarischen Leben am Ende des 18. Jahrhunderts. Anhand von Manuskripten einiger ihrer Texte wurde jüngst nachgewiesen, dass die gedruckten Schriften von Ernestine Voß an vielen Stellen stark überarbeitet worden sind.
[1] Drs. 21-0806 http://sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1009166
Für die GRÜNE Fraktion Für die SPD-Fraktion
Daniela Dalhoff Rüdiger Wendt
Simone Dornia
Carmen Möller