Gelungene stadt-, freiraum- und verkehrsplanerische Gestaltung des öffentlichen Raums rund um den Bahnhof Ohlsdorf
Stellungnahme des Bezirksamtes
Der Regionalausschuss Fuhlsbüttel-Langenhorn-Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel hat sich in seiner Sitzung am 15.04.2019 mit der o.g. Thematik auf der Grundlage des gemeinsamen Antrages der SPD Fraktion und der GRÜNE Fraktion befasst und einstimmig folgende Beschlussempfehlung verabschiedet:
1 Das Bezirksamt wird aufgefordert, alle laufenden Planungen von Hochbahn AG, der DB und Park / Bike&Ride, Bäderland Hamburg, BfUE, BSW, des Bezirkes Hamburg- Nord, seiner Stadt- und Landschaftsplanungsabteilung, entsprechend im Sinne einer zielgerichteten stadt-, verkehrs- und freiraumplanerischen Gesamtkonzeption zu koordinieren. Dies beinhaltet insbesondere die Planungen im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Friedhofs sowie Ohlsdorf 2050, des Umbaus des Schwimmbads sowie der B & R Anlage.
Sollten hierfür externe Planungskapazitäten benötigt werden, legt das Bezirksamt zum Beginn der kommenden Legislatur eine entsprechende Kostenschätzung vor. Das Bezirksamt wird gebeten, einen entsprechenden Finanzierungsvorschlag zu entwickeln.
2 Die besondere Wichtigkeit des Ortes für die Bürger erfordert, dass die sich aus 1. ableitende Planung im Regionalausschuss in einem frühen Stadium öffentlich präsentiert und gegebenenfalls angepasst wird. Schnellstmöglich soll eine umfassende Information dazu
in allen einschlägigen Medien veröffentlicht werden und es soll dazu eine Bürgerinformationsveranstaltung vor Ort geben.
3 Da das neue Hallenbad voraussichtlich bereits dieses Jahr eröffnet, ist zu gewährleisten, dass die Eingangssituation pünktlich fertiggestellt werden kann. Die Westseite des Ohlsdorfer Bahnhofes ist daher unbedingt prioritär zu behandeln.
4 Während der Planungs- und Umbaumaßnahmen ist eine adäquate Fahrradabstellsituation an beiden Eingängen/ Ausgängen des Bahnhofes sicherzustellen. Die bereits laufenden B & R- Planungen an der Westseite sind nicht zu beeinträchtigen und zügig umzusetzen.
In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob der Fahrradstreifen mit dem Straßenprofil Im grünen Grunde zusammengelegt werden kann um einen potentiellen Gefahrenschwerpunkt Fußgänger-Fahrradfahrer vor dem denkmalgeschützten Haupteingang des Schwimmbades zu vermeiden. Das Ergebnis der Prüfung ist dem Ausschuss vorzustellen.
Begründung:
Westseite des Ohlsdorfer Bahnhofes
Die Westseite des Bahnhofes Ohlsdorf, des Straßenzuges „Im Grünen Grunde“ ab „Am Hasenberge“ bis „Alsterdorfer Straße“ und sein Umfeld, insbesondere die fußläufigen Zugangsbereiche, die öffentlichen Platz-, Frei- und Straßenraumsituationen sind seit Jahren in einem
gestaltungsarmen Zustand mit erheblichen Funktionsmängeln was z.B. die Fahrradabstellmöglichkeiten anbelangt, die mangelhafte Aufenthaltsqualität für die Busfahrgäste oder die ungenügende Fußgängerquerungsmöglichkeiten im Bereich „Am Hasenberge“/ „Im grünen Grunde“.
Die aktuelle Situation verschärft sich durch stetig wachsende Frequentierung verschiedenster Nutzer, einhergehend mit einer zunehmend konfusen Fahrradabstellsituation (z. B. dem Abbau von Fahrradabstellplatz- Dächern, abgebauten Bügeln u.v.a.), mit einer problematischen Baustelleneinfahrt für das neue Schwimmbad und der sich anschließenden Baustelle für den Wohnungsbau, provisorischen Bushaltestellen (3 Buslinien), Halte- und Parkbuchten, sowie desolaten Fußwegen.
Viele unterschiedliche Funktionen sollten hier sinnvoll und attraktiv verknüpft sein! Dies wären u. a. Bushaltestellen mit angenehmen Wartebereichen, die sichere und barrierearme Ein- u. Aussteigemöglichkeiten aufweisen, das Drop on + Drop off der Bus- und Bahnhofsnutzer mit Abstellen und Abholen von Fahrrädern und Kurzparkern. Auch Spaziergänger (Alsterwander-
weg) sind zu berücksichtigen. Der Taxistand, E-Mobilität und Stadtrad u. a. sind vernünftig einzubinden.
Das neue Familienbad Ohlsdorf als besonderer Attraktion wird ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit allen Mobilitätsarten in dieser Freiraumfläche mit sich bringen. Auch die zunehmende Verdichtung durch den Bau vieler neuer Wohnungen in Ohlsdorf und Fuhlsbüttel intensiviert die Nutzung dieses gesamten Straßenraumes.
Derzeit finden alle Verkehrsteilnehmer unübersichtliche, unattraktive, unangenehm chaotisch und unorganisiert wirkende öffentliche Freiflächen vor, die besonders Kinder, mobilitätseingeschränkte Menschen oder Senioren stark verunsichert. Die gesamte Gestaltung einschließlich Beleuchtung, die Pflasterung, Grün- und Pflanzbereiche, die Orientierung und Wegeführungen zeigt leider eine Tendenz zur Verwahrlosung.
Ein Lichtblick ist die bereits geplante Neugestaltung des Entrées für das sich im Bau befindende Schwimmbad Ohlsdorf. Diese bereits vorhandene Planung bietet Orientierung und ist gestalterisch sinnvoll und funktional in die Gesamtgestaltung einzubeziehen.
Ostseite des Ohlsdorfer Bahnhofes
Hier finden wir vor dem Gebäude des Bahnhofes aus dem Jahr 1907 einen typischen Bahnhofsvorplatz der 70er/80er Jahre vor. Dieser liegt gegenüber dem Eingang des Gartendenkmals Ohlsdorfer Friedhof. Genutzt wird der Platz zusätzlich zu den bereits für die Westseite
beschriebenen Funktionen u.a. auch um im Vorbeigehen Blumen oder Snacks zu kaufen. Diese große innerstädtische Freifläche ist seit Jahrzehnten unattraktiv. Sie weist keinerlei gestalterisch angemessene Aufenthaltsqualität mehr auf.
Gegenüber dem Bahnhofsvorplatz wird zurzeit der Zugang zum Ohlsdorfer Friedhof neu gestaltet. Im Rahmen des vorangegangenen freiraumplanerischen Wettbewerbes „Ohlsdorf 2050“, wurde auch ein Vorschlag zur Neugestaltung dieses öffentlichen Platzes entwickelt (Vorstellung im RegAFuLa am 07.01.2019 durch die Behörde für Umwelt und Energie). Hier zeigt sich
bereits das Potential an moderner und einladender gestalterischer Aufenthaltsqualität für diesen Platz!
Bereits am 21.11.2018 hat sich der RegAFuLa zudem mit dem wichtigen Thema „Bike & Ride am U/S Bahnhof Ohlsdorf “ befasst. Wir freuen uns sehr, dass nun etwas Bewegung in die
chaotische Fahrradabstellsituation gekommen ist, sind aber der Auffassung, dass es insgesamt um eine wesentlich umfassender koordinierte Planung gehen muss, um den komplexen
Ansprüchen an diesen Ort endlich einmal gerecht zu werden.
Lebensqualität und Wohlfühlen in unserer Stadt lässt sich Schritt für Schritt mit koordinierter und zielgerichteter Stadtraumplanung umsetzten. Der für unsere Region so wichtige, sensible und hochkomplexen Bereich rund um den Bahnhof Ohlsdorf soll in diesem Sinne ein moderner, attraktiv gestalteter öffentlicher Raum mit gut angelegten Funktionsbereichen, abwechslungsreichen Platz- und Freiräumen sowie einem für alle Nutzerinnen und Nutzer angenehmen Straßenraum werden!
Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung einstimmig.
Das Bezirksamt nimmt hierzu wie folgt Stellung:
Die Möglichkeiten einer koordinierten und zielgerichteten Stadtraumplanung um den Bahnhof Ohlsdorf im Sinne der o.g. Drucksache sind am 5. August in einer Besprechung mit allen planenden Dienststellen ausgelotet worden. Die Ergebnisse dieses Treffens bilden die Grundlage für die nachstehenden Antworten zu den einzelnen Punkten des Beschlusses.
zu 1.:
Im Rahmen der B+R-Planung der P+R-Gesellschaft hat diese bereits auf der Westseite (Im Grünen Grunde) die verschiedenen Planungen (Schwimmbad, B+R und private Erschließung) zusammengeführt (siehe Anlage). Da die B+R-Planung die Belange des Schwimmbades aufnimmt, muss diese zur Gewährleistung der Erschließung des Schwimmbades auf der Westseite des Bahnhofs ab Herbst umgesetzt werden.
Auf der Ostseite des Bahnhofs (friedhofseitig) ist eine Planung, die über die Planung von B+R –Anlagen hinaus geht, den Vorplatz gestalterisch aufwertet und die Planung des Friedhofs aufnimmt sinnvoll.
Dafür sind voraussichtlich 280 T€ Planungskosten und Baukosten in der Größenordnung von ca. 1,1 Mio € erforderlich. Darin nicht enthalten sind Kosten für die B+R-Anlage oder besondere Möblierung.
Die erheblichen Planungskosten können nicht gänzlich aus den Fachtiteln des Bezirksamtes gedeckt werden. Lediglich ein geringer Anteil in Höhe von ca. 30 T€ könnte aus den Rahmenzuweisungen des Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung bestritten werden. Die Baukosten für die Ostseite des Bahnhofs können derzeit gar nicht aus den bezirklichen Rahmenzuweisungen finanziert werden, da dadurch die gesamten investiven Mittel für über ein Jahr gebunden wären. Aufgrund von politischen Beschlüssen sind diese Mittel allerdings bereits jetzt mittelfristig verplant.
Zu 2.:
Würde im Falle eines Planungsauftrages / Bereitstellung der Mittel berücksichtigt
Zu 3.:
Siehe zu 1.
Zu 4.:
Der Hinweis auf Abstellmöglichkeiten während der Bauphasen wurde an die P+R-Gesellschaft weitergegeben. Aufgrund der begrenzten öffentlichen Wegefläche sind die Möglichkeiten jedoch sehr stark eingeschränkt.
Die Frage ob in der Straße Im Grünen Grunde ein Radfahrstreifen angelegt werden könnte, wurde im Rahmen der B+R Planung untersucht und wird dem Abwägungsvermerk der Schlussverschickung zu entnehmen sein, die in Kürze versandt wird.
Um Kenntnisnahme wird gebeten.
Ralf Staack