22-2176

Entwicklungen beim Bevölkerungswachstum braucht adäquate Entwicklungen beim Wohnungsbau - und bei der Infrastruktur: neue "Wohnungsmarktanalyse" notwendig Debattenantrag der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Grünen und der FDP-Fraktion, angemeldet zur Debatte von der FDP-Fraktion

Antrag

Letzte Beratung: 18.09.2025 Bezirksversammlung Wandsbek Ö 4.8

Sachverhalt

Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit inzwischen kleines Jubiläum mit 35 Jahren veröffentlichte das Statistische Bundesamt Daten zur Bevölkerungsentwicklung in diesem Zeitfenster, auch mit Blick auf die Bundesländer. Insgesamt ist die Bevölkerung Deutschlands um 3,8 Millionen Menschen gewachsen. Dabei zeigte sich, dass nach Bayern und Baden-Württemberg Hamburg auf dem 3. Platz hinsichtlich des höchsten Bevölkerungszuwachses steht. Dicht gefolgt von Schleswig-Holstein, sei der Ordnung halber und wegen des Aspektes Metropolregion erwähnt.
Und auch das ist Wohnbau-relevant: 2024 gab es in Deutschland rund 230.000 weniger Geburten als 1990 und die „Geburtenziffer“ sank von 1,45 Kinder/je Frau auf 1,35.

Der Blick auf solche Daten und den Bezirk Wandsbek ermöglicht zwar nur ein kürzeres Zeitfenster durch die „Stadtteilprofile“ des Statistischen Landesamtes, aber auch sie zeigen relevante Entwicklungen für unseren Bezirk auf:
* Der Bezirk wächst weiter, rund 48.000 zusätzliche Bürger/innen seit 2004
* Die Anzahl der Haushalte ist entsprechend gestiegen.
* Inzwischen ist jeder 2. Haushalt ein Einpersonenhaushalt (zwischen 2016 und 2023 ein Plus von 6800 Einpersonenhaushalten)
* Die Wohnfläche pro Einwohner wächst ebenso wie die durchschnittliche Wohnungsgröße
* Die Anzahl der Privat-PKW wächst, aber eher schwach
(Ergebnisse /1 in der Anlage)

Auch die Verwaltung schaut in die Statistik: Mitte Dezember 2019 war die „Wohnungsmarktanalyse zum Wohnungsbauprogramm 2020“ Thema im Planungsausschuss, Referent der Gutachter von ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung GmbH.
Die „Wohnungsmarktanalyse“ von 2019 stellte fest:
- Einwohnerzuwachs flacht ab
- Geburtenzahl steigt
- Bauentwicklung: „Wandsbek: Langsamerer Einwohnerzuwachs, hohe Fertigstellungs- und Genehmigungszahlen“
- „Erste Entlastungstendenzen erkennbar Wohnungsbau auf einem weiterhin hohen Niveau kann zu Entlastung führen.“
Erkennbar sind diese Daten und Einschätzungen überholt.

Als Herausforderungen wurde genannt:
- Nachverdichtung, (noch) große Potentiale in Realisierung, stärkerer Fokus auf Weiterentwicklung des Bestandes und bestehender Quartiersstrukturen, Ersatzneubau (in höherer Dicht) stärkeres Thema.
- Bezahlbarer Wohnraum, hoher Bindungsauslauf, Konzentration vermeiden
- Zielgruppe Familien: Potentiale im gefragten EFH-Segment begrenzt, verdichtete einfamilienhausähnliche Typologien seien gefordert
- Zielgruppe Senioren: Wachsend, andere Bedarfe, heterogene Zielgruppe, wachsende Nachfrage nach seniorengerechtem (bezahlbaren) Wohnungen in integrierten Lagen.
Aus dem Vorgenannten folgt, wenn man das Lineal der aktuellen Situation anlegt, dass sich durch Pandemiefolgen, Kriege, soziale Veränderungen, Baukostenentwicklung, baurechtliche Anforderungen und den kommenden Hamburg-Standard (auch hinsichtlich Verwaltungsrelevanz) der Stadtplanung und der Baupolitik und -Verwaltung neue Herausforderungen und Prioritäten stellen.

Es zeigt sich zudem, dass das Stichwort Haushaltsgrößen mehr in den Blick genommen werden muss, da für Wohnungsbau eher relevant als soziale Zielgruppen. Wenn es um soziale Zielgruppen geht, sind junge Menschen in Ausbildung, Studium oder Beruf eine bisher unterbelichtete Zielgruppe. Für diese Generation, aber auch ältere und alte Alleinlebende, ist entweder eine kleine Wohnung bzw. generationenübergreifendes Wohnen wie in Wohngemeinschaften ein wichtiges Zukunftsthema, für das Thema „WGs“ssen noch Modelle für Bauvorhabenträger entwickelt werden (beispielsweise barrierearme WG-Konzepte): Eine Mehrzimmerwohnung ist nicht automatisch auch WG-geeignet.

Gar nicht vor kommt bei den bisherigen Analysen das Thema Wohnungswechsel: „Soziale Fehlbewohnung“ liegt dann vor, wenn ein Haushalt weniger Wohnraum möchte, aber nicht umziehen kann mangels Angebot und auf der anderen Seite Mehr-Personen-Familien inkleinen Wohneinheiten ausharren müssen, weil es keine frei werdenden größeren Wohnungen gibt. Grund ist zwar das nicht ausreichende Angebot, möglicherweise können aber auch neue Konzepte für potentielle Wohnungswechsler entwickelt und realisiert werden.

Für eine an die Bevölkerungsentwicklung und geänderten Bedarfe angepasste bezirkliche Stadtplanung und Bauvorhabenverwaltung ist eine aktualisierte Analyse notwendig, die ergänzend auch Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger, beispielsweise zum Aspekt Wohnungswechsel, erfasst und integriert.

Sehr begrüßenswert sind die „Stadtteilbeschreibungen“ seitens unseres Bezirksamtes, die auszugsweise die identischen Daten wie zuvor genannt (mit Quelle Stadt. Landesamt Nord) nutzen und einen guten Blick auf die Besonderheiten Wandsbeker Stadtteile bieten. Seit 2022 erscheinen, wie 2021 angekündigt, jährlich 1-2 Ortsausgaben, derzeit liegen vor Bramfeld, Tonndorf, Eilbek, Poppenbüttel.

*) Destatis, Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen bis 2040 (von Jan. 2024)

===========================================================================ANLAGE

Ergebnisse/1:

  • r 1955 weist das Stat. Landesamt eine Einwohnerzahl von 262.843 aus.
  • Gesamtzuwachs an Bürgerinnen und Bürgern:
    2004: 350, 2016: 424.150, 2023 (aktuellste Veröffentlichung): 455.190.
    Zuwachs: rd. 48.000
  • Perspektive bis 2040 *): rund 471.500, davon der meiste Zuwachs erwartet für Marienthal
  • Prozentualer Anteil < 18-Jährige:2004: 16,9 %, 2023: 17,7 %
  • Prozentualer Anteil > 65-Jährige:2004: 20,3 %, 2023: 21,2 %
  • Anzahl Haushalte:
    2016 (bei den frühen Jahren nicht gelistet): 222.800, 2023: 235.440
  • Anzahl Einpersonenhaushalte (unabhängig vom Familienstand):
    2016: 109.500 (48,2 %), 2023: 116.300 (49,4 %), plus: 6800 Einpersonenhaushalte
  • Anzahl Haushalte mit Kindern:
    2016: 43.119 (19,4 %), 2023: 46,162 (19,6 %)
  • Durchschnittliche Wohnungsgröße:
    2004: 77,7 qm, 2016: 83,4 qm, 2023: 83,9 qm
  • Wohnfläche je Einwohner:
    2004: 37,6 qm, 2016: 41 qm, 2023: 41,3 qm
  • Durchschnittlicher Preis Eigentumswohnung pro qm:
    2004: 1740.-, 2016: ca. 2900.-, 2023: ca. 5700.- Euro
  • Privat-PKW (relevant für Stellplatzschlüssel etc.):
    2004: 170.100, 2023: 174.200

    Die Erfassung von Kindern bis 10 Jahre erfolgt nicht gesondert, die letzten Jahre gilt die Definition Sekundarstufe I. Die ansteigende Entwicklung in diesem Bereich (( 2016 (23.352) zu 2023 (25.821) )) flacht aktuell ab, in der Altersklasse der Kita-Kinder sinkt die Anzahl des Kinder-Nachwuchses aktuell so, dass bereits erste Kitas schließen müssen, während noch vor wenigen Jahren für Eltern kaum bis gar kein Platz zu finden war. Eine deutlich sinkende Anzahl an Kindern hat auch Konsequenzen für die Planungen im Bereich Schulbau, die derzeit noch auf steigenden Bedarf setzen. Wenn diese entsprechend heute startenden Planungen realisiert sind, könnte es zu einer kostenintensiven Überdeckung aufgrund zurückgehender Schülerzahlen kommen.
Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung bittet die zuständige Fachbehörde (für die derzeit noch aktuelle Ausgabe war es die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen), zeitnah eine aktualisierte „Wohnungsmarktanalyse“einschließlich Wandsbek in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse sollen der Bezirksversammlung über den Planungsausschuss vorgestellt werden.

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
Anhänge

keine Anlage/n

Lokalisation Beta
Bramfeld Tonndorf Poppenbüttel

Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.