21-1741

Eingabe: Sanierung Wellingsbütteler Landstraße

Mitteilungsvorlage Bezirksamt

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09.11.2020
Sachverhalt

 

Das Bezirksamt Hamburg-Nord informiert über folgende Eingabe:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

nach Durchsicht Ihrer Unterlagen zur Sanierung der Wellingsbütteler Landstraße möchte ich folgende Aspekte zu bedenken geben:

 

1)      Sicherheit des Radverkehrs auf Schutzstreifen gefährdet

Die Wellingsbütteler Landstraße ist eine vielbefahrene Hauptverkehrsachse in Hamburg. Gleichzeitig handelt es sich zumindest zwischen Stübeheide und Fuhlsbütteler Straße um einen von vielen Kindern und Jugendlichen mit dem Fahrrad befahrenen Schulweg. Die Verlegung des Radfahrverkehrs auf einen nur 1,50 m breiten Schutzstreifen stellt meines Erachtens eine Gefährdung der Kinder auf ihrem Schulweg dar. Die Fahrbahnbreite wird im Falle der Begegnung zweier Autos dazu führen, dass die vorgegebenen Abstände zum Überholen von Radfahrern nicht eingehalten werden können und es zu einer Häufung unfallträchtiger Situationen sowie Unfällen führen wird. Hier sollte auch beachtet werden, dass gerade Kinder als Verkehrsteilnehmer sich noch in der Orientierungsphase befinden und sich mangels Erfahrenheit (noch) nicht immer komplett verkehrsregelkonform verhalten.

Als Mutter zweier Schulpflichtiger Kinder, eins davon täglich aus Klein Borstel mit dem Rad zum ASG unterwegs, halte ich diese Verkehrsführung schlichtweg für eine Katastrophe.

 

2)      Alternative Radroute suchen

Um das Radfahren attraktiver zu machen, sollten auch die Radfahrstrecken attraktiv sein. Ein Fahren auf schmalen Schutzstreifen an vielbefahrenen Straßen ist definitiv nicht attraktiv. Warum prüft die Stadt nicht verschiedene Alternativen, z.B.

a)      Ausbau der Stübeheide zu einer Fahrradstraße, im Anschluss müsste eine Rampe zur Sanderskoppel erstellt werden

b)      Ausbau der kleinen Horst zur Fahrradstraße, im Anschluss große Horst und entlang des Friedhofs

Hier möchte ich ausdrücklich sagen, dass ich die Fahrt im Alstertal für keine Alternative halte, da es dort extrem dunkel und in Randzeiten wenig belebt ist und gerade für Kinder, Frauen und Alleinfahrende Sicherheitsgründe gegen diese Route sprechen.

 

3)      Verkehrskonzept für Bauphase fehlt

Durch seine Trichterlage ist Klein Borstel ohne die Wellingsbütteler Landstraße nur über kilometerlange Umwege zu erreichen. In den Planungsunterlagen fehlt ein schlüssiges Verkehrskonzept für die Bauphase.

 

  1. Konzept für Schienenersatzverkehr während der Bauphase fehlt

Wer regelmäßig S-Bahn fährt, weiß, dass die S-Bahn zwischen Ohlsdorf und Poppenbüttel mit einer gewissen Regelmäßigkeit teils auch spontan nicht fährt. Es muss unbedingt eine Planung eines Schienenersatzverkehrs erstellt werden für diese Fälle, bei dem auch die S-Bahn Kornweg, Hoheneichen und Wellingsbüttel mit akzeptablen Anfahrtzeiten berücksichtigt werden. Ggf. ist die Öffnung des Friedhofs hierfür erforderlich.

 

  1. Konzept für Rettungsverkehr (Feuerwehr, Krankenwagen usw.) fehlt

 

  1. Konzept für Schleichverkehre fehlt

Es wird unausweichlich sein, dass Autofahrer auf Parallelrouten ausweichen wie Stübeheide, Sodenkamp, Eckerkamp etc. Diese sollten proaktiv sinnvoll geleitet werden, z.B. durch Halteverbote für parkende Autos in diesen Straßen, so dass das sich 2 Autos begegnen können. Anderweitig wird sich der intensivierte Verkehr zwischen den parkenden Autos „festfahren“, was für Anwohner noch schlimmer sein wird als den verstärkten Verkehrsfluss zu ertragen. Zusätzlich sollten Geschwindigkeitsmesser und Blitzer installiert werden, da es sich ausnahmslos um Zone 30 Strecken handelt.

 

  1. Wird die Friedhofsdurchfahrt für Anwohner aus Klein Borstel geöffnet, um kilometerweite Umwege und Verkehrskollaps auf Alternativrouten zu vermeiden (z.B. Kartensystem an gerade installierter Schranke für Anwohner)

 

  1. Taktung der S-Bahn Ohlsdorf – Poppenbüttel während Bauphase verkürzen sowie Bevorzugung der Airportstrecke im Falle von Problemen zu Gunsten der Poppenbüttler Strecke stoppen.

Um den ÖPNV als sinnvollen Ersatz zu stärken, sollten sich die Planer für eine verstärkte Taktung der S1 und S11 einsetzen. Insbesondere sollten Gespräche mit der S-Bahn geführt werden, dass die Bevorzugung der Airportstrecke im Falle von Problemen zu Gunsten der Poppenbütteler Strecke geändert wird. Wer regelmäßig S-Bahn fährt, weiß, dass im Rahmen von Verspätungen oder Zugausfällen sehr regelmäßig Vollzüge über den Airport geleitet werden, um Verspätungen wieder einzuholen. Fahrgäste Richtung Poppenbüttel müssen dann oft auf den ((über)über)nächsten Zug warten.

 

4)      Länge der Bauphase verkürzen

Die Sperrung der Wellingsbütteler Landstraße als einzige Hauptverkehrsachse im Plangebiet stellt einen drastischen Eingriff in das alltägliche Leben der Menschen im Alstertal dar. Es sollte unbedingt überprüft werden, ob die Baustellenführung nicht in einer Weise geführt werden kann, dass die Arbeiten insgesamt schneller abgeschlossen werden können. Da es ohnehin zu einer Vollsperrung kommt, ist unverständlich, warum nicht auf einem größeren Bauabschnitt zeitgleich gearbeitet werden kann. Ohnehin ist in Hamburg zu beobachten, dass Baustellenführungen oft nicht sehr abgestimmt und effektiv erfolgen und Maßnahmen überdurchschnittlich lange dauern.

 

5)      Konzept zur Belieferung der geplanten Großbaustelle Ohlsdorf 30 während der Sanierung fehlt.

Gibt es einen Plan zur Verkehrsleitung von Baufahrzeugen und Anlieferungen an die Großbaustelle Ohlsdorf 30?

 

6)      Gleichzeitige Sanierung der Wellingsbütteler Landstraße/des Wellingsbütteler Wegs und der S-Brücken muss zwingend vermieden werden

Eine zeitgleiche Durchführung beider Projekte würde die Menschen im Stadtteil von der Stadt „abschneiden“. Nicht jeder kann die dann nötigen Umwege leisten und in seinen Alltag integrieren.

 

7)      Bauphase erst nach Ende der Corona-Krise starten, Vermeidung des ÖPNV dient auch der Kontaktreduzierung während der Pandemie

Da es sich anbieten würde, während der Sanierungsphase verstärkt auf den ÖPNV auszuweichen, möchte ich die Planer bitten, die Sanierung erst nach der Corona-Krise zu starten. Bei allem Willen zur Reduktion des Autoverkehrs, ist das Auto und die Vermeidung des ÖPNV aktuell doch ein valides Mittel zur Kontaktreduzierung insbesondere für ältere Leute und Risikogruppen und damit im Sinne der Pandemiebekämpfung. Nicht jeder Weg ist alternativ mit dem Fahrrad zu bewältigen. Mein persönlicher Arbeitsweg beträgt für eine Strecke über 20 km und lässt sich nur mit ÖPNV (vor der Pandemie) oder Auto (aktuell) sinnvoll zurücklegen. Da Experten inzwischen auch noch mit einem Pandemiegeschehen im Winter 2021/22 rechnen und auch eine Durchimpfung der Bevölkerung nicht in 2021 abgeschlossen sein wird, sollten die Maßnahmen auf 2022 verschoben werden.

 

Als Anwohnerin in Klein Borstel und Betroffene bitte ich Sie die oben genannten Aspekte zu berücksichtigen und ihre Planungen entsprechend zu optimieren.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

 

Petitum/Beschluss

 

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

 

 

Michael Werner-Boelz