Eingabe: Bauvorhaben Wellingsbütteler Landstraße
Letzte Beratung: 09.11.2020 Regionalausschuss Langenhorn-Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel Ö 5.18
Das Bezirksamt Hamburg-Nord informiert über folgende Eingabe:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe mir die Planungen zur Wellingsbütteler Landstraße, die man unter https://beteiligung.hamburg/wellingsbuetteler-landstrasse herunterladen kann, angesehen. Grundsätzlich halte ich Optimierungen für gut und richtig, allerdings scheint mir die Ausarbeitung des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) in vielerlei Hinsicht lückenhaft und unsinnig.
Zum Hintergrund: Die Wellingsbütteler Landstraße ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen in Hamburg. Sie ist die wichtigste Verbindung der Stadtteile Klein Borstel, Wellingsbüttel, Bergstedt, Sasel und Volksdorf mit allen westlich der Alster gelegenen Stadtteilen und mit dem Flughafen.
Die Verkehrsachse wird laut LSBG von täglich bis zu ca. 21.000 Fahrzeugen benutzt. Hierbei handelt es sich vorranging um Berufs- und Versorgungsverkehr. Schon jetzt ist der Verkehrsfluß zur täglichen Rush-Hour zähflüssig. An Müllentleerungstagen kommt es aufgrund des blockierenden Müllfahrzeugs regelmäßig zu längeren Staus.
Die derzeit vom LSBG bevorzugte Neugestaltung sieht nunmehr vor, die derzeitigen ca. 3,70m breiten Fahrstreifen auf jeweils 2,25m zu verschmälern, um beidseitige Fahrradstreifen einzurichten.
Der Mittelmarkierung wird hierbei aufgehoben, da die laut StVZO §32 zugelassene Breite von Pkws 2,50m beträgt und ein Fahrstreifen von 2,25m zu schmal für einen Pkw wäre. Somit wird bereits die Begegnung zweier normaler Pkws auf der geplanten Gesamtbreite von 4,50 m unmöglich, ganz zu Schweigen von größeren Fahrzeugen mit 3m Breite.
Als Verbesserungsfazit führt die LSBG lediglich Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger auf. Dabei ist explizite Vorgabe der Politik „einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erreichen“. Eine Verbesserung läßt sich für die täglichen 21.000 Fahrzeuge aber nicht erkennen, im Gegenteil: Durch die fehlende Mittelmarkierung wird vielen Autofahrern die Orientierung im Verkehrsraum erschwert. Insofern wird die Verkehrssicherheit für die Autofahrer auch noch verschlechtert. Die politische Vorgabe ist somit vollständig verfehlt.
Eine Zählung der täglichen Fahrradfahrer in der Wellingsbütteler Landstraße wurde leider nicht vorgenommen, schätzungsweise liegt die tägliche Zahl aber maximal im dreistelligen Bereich, da es zur Wellingsbütteler Landstraße gute Alternativen für Radfahrer gibt. Eine Untersuchung zum Ausbau einer Alternativroute wurde jedoch anscheinend nicht vorgenommen. Man fragt sich, warum?
Auf nördlicher Seite kann man am Alsterlauf entlangfahren und auf südlicher Seite durch die Straßen Stübeheide-Sanderskoppel-Barkenkoppel bis zum Wellingsbütteler Marktplatz (rd. 100m kürzer!) . Vor allem bei letzteren Straßen würde es viel mehr Sinn machen, dort den Radverkehr auszubauen (z.B. mit einer Rampe Sanderskoppel/Borstels Ende), da es sich hier um wenig frequentierte Nebenstraßen handelt. Auch bei der Planung der Velo-Routen hat es sich bewährt, nicht die Hauptachsen des bestehenden Pkw- und Lkw-Verkehrs zu nutzen, sondern stattdessen wenig frequentierte parallele Nebenstraßen.
Die Sinnhaftigkeit von Radwegen auf der Wellingsbütteler Landstraße ist leider nicht zu erkennen. Es gäbe Alternativen, die nicht betrachtet wurden. Fest steht nur, daß der Individualverkehr der oben genannten Stadtteile durch eine Fahrbahnverschmälerung stark beeinträchtigt würde. Hier hinkt im übrigen auch der Vergleich mit der in der LSBG-Ausarbeitung angeführten „Weidestraße“ erheblich. Die Weidestraße liegt zunächst deutlich citynäher und dürfte von viel mehr Berufspendler-Radfahrern frequentiert werden, so daß die Interessenlage dort eine ganz andere ist. Zum anderen erfüllt der 800m lange Streckenabschnitt Weidestraße in keinster Weise die exklusive Bedeutung als Verbindungsachse für den motorisierten Individualverkehr wie sie die 3,9 km lange Wellingsbütteler Landstraße für die o.g. Stadtteile erfüllt.
Abschließend möchte ich zu Protokoll geben, daß meine Familie und ich sehr gerne radfahren und durch die geplanten Änderungen als Anwohner direkt betroffen sind. Jetzt und in Zukunft werden Radfahrstreifen auf der Wellingsbütteler Landstraße von uns aber nicht gebraucht werden.
Mit freundlichen Grüßen“
Um Kenntnisnahme wird gebeten.
Michael Werner-Boelz
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