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Die Flughafen S-Bahn ist voll - Kapazität ausweiten! Stellungnahme der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation

Mitteilungsvorlage vorsitzendes Mitglied

Sachverhalt

 

Fahrgäste am S-Bahnhof Ohlsdorf, die in die Innenstadt fahren wollen und in einen der ersten drei Wagen einsteigen, finden kaum mehr Platz: Die Wagen sind vollbesetzt mit Fluggästen vom Hamburger Flughafen.

Das ist zunächst einmal ein sehr großer Erfolg für den ÖPNV-Anschluss des Flughafens. Die

S-Bahn zum Flughafen wird deutlich besser angenommen als damals kalkuliert. Während im Planfeststellungsbeschluss von 1996 noch von jährlich 3,5 Mio. Fahrgästen zwischen Ohlsdorf und Flughafen ausgegangen wurde, konnten im Jahr 2016 bereits 7,2 Mio. Fahrgäste gezählt werden (Zahlen gemäß Bürgerschafts-Drs. 21/10999 [1]). Viele Reisende nutzen die S-Bahn zum Flughafen insbesondere, um Parkgebühren zu sparen und wegen der guten Reisezeiten im Schnellbahnnetz.

Mit Aufnahme des S-Bahnbetriebes zum Flughafen wurde – damals neu für Hamburg – eine planmäßige Flügelung der Züge der Linie S1 in Ohlsdorf eingeführt. Der Vollzug aus Richtung Innenstadt wird in Ohlsdorf in einen Kurzzug zum Flughafen und einen weiteren Kurzzug nach Poppenbüttel geteilt. Ein Kurzzug alle 10 Minuten wird inzwischen allerdings der Nachfrage zumindest auf dem Flughafen-Ast der S-Bahn nicht mehr gerecht.

Es ist erklärtes Ziel der Hamburger Verkehrspolitik, den Modal Split Anteil des ÖPNV zu steigern. Dies schont das Klima (CO2-Einsparung), dient der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger (weniger Lärm, Feinstaub und Stickoxide durch weniger Kfz-Verkehr).

Führt die erfreuliche Entwicklung stark steigender Fahrgastzahlen aber zu Gedränge in den Zügen, wird der ÖPNV weniger attraktiv. Um die Attraktivität des ÖPNV aber weiterhin auf einem hohen Niveau zu halten und auch noch zu steigern, sollte der Senat auf die gestiegene Nachfrage mit einer Ausweitung der Kapazität der S-Bahn zum Flughafen reagieren. Diese könnte z.B. durch Vollzüge statt Kurzzüge zum Flughafen erreicht werden. Beispielweise eine abwechselnde Bedienung der Ziele Flughafen und Poppenbüttel mit Vollzügen der S1/S11 jeweils im 10-Minuten-Takt käme zudem allen Nutzenden der S-Bahnhöfe südlich von Ohlsdorf zu Gute, die dadurch ganztägig – und nicht nur zur Hauptverkehrszeit – auf einen 5-Minuten-Takt der S1/S11 hoffen könnten. Auf der U-Bahnlinie U1, die den Westen des Bezirkes Hamburg-Nord erschließt, besteht ein solcher ganztägiger 5-Minuten-Takt südlich von Ohlsdorf bereits heute.

 

Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung beschließen:

 

Das vorsitzende Mitglied der Bezirksversammlung setzt sich bei der zuständigen Fachbehörde dafür ein, dass die Kapazität des S-Bahn-Angebotes zum bzw. vom Flughafen ausgeweitet wird - z.B. durch den Einsatz von Voll- statt Kurzzügen. Die Verkehrsbehörde möge der BV

Hamburg-Nord mitteilen, in welchem Zeitrahmen diese Verbesserungen umsetzbar sind.

 

Das vorsitzende Mitglied der Bezirksversammlung setzt sich bei der zuständigen Fachbehörde dafür ein, dass die erste S-Bahn zum Flughafen etwa 30 Minuten vor der derzeitigen ersten Zugfahrt angeboten wird.

 

Für die SPD-FraktionFür die GRÜNE Fraktion

Thomas DomresMichael Werner-Boelz

Jörg W. LewinThorsten Schmidt

Alexander Kleinow

 

[1] www.buergerschaft-hh.de/ParlDok/dokument/59930/flughafen-s-bahn.pdf

 

Die Bezirksversammlung beschließt den Antrag mehrheitlich.

 

Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation nimmt hierzu wie folgt Stellung:

 

Zur Teilfrage Ausweitung des Zugangebots Richtung Hamburg-Airport (Flughafen) (Vollzüge):

Die Verkehrsunternehmen und der HVV beobachten die Auslastung der Linienverkehre laufend und steuern bei steigender Nachfrage durch mehr Kapazitäten nach. Bei besonders außergewöhnlichen Einzelereignissen kann der Einsatz von Vollzügen auf der Linie S1, unter entsprechender Anpassung des Leistungsangebotes auf dem Streckenanschnitt zwischen Ohlsdorf und Poppenbüttel, erfolgen.

Für eine Ausweitung der Linie S11 (Blankenese – Innenstadt – Poppenbüttel) auf einen ganztägigen Betrieb besteht keine entsprechende Nachfrage. Der verkehrliche Nutzen wird in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu den Kosten stehen.

Eine Führung von Vollzügen der heutigen Linie S1 oder S11 zum Flughafen führt immer zu einer Halbierung der Fahrtenanzahl im Abschnitt Ohlsdorf – Poppenbüttel, da in Ohlsdorf nicht mehr geflügelt werden würde.

 

Zur Teilfrage Ausweitung des Früh-Zugangebots zum Hamburg-Airport (Flughafen):

Zusätzliche S-Bahn-Fahrten im Frühverkehr zum Flughafen wurden zuletzt für das Fahrplanjahr 2016 geprüft. Dabei wurde deutlich, dass ein Einsatz weiterer, zusätzlicher Fahrten in der Betriebsruhe an Montagen bis Freitagen in Konkurrenz steht zu einer Vielzahl für den Betrieb zwingend notwendiger kleiner Instandhaltungsarbeiten im S-Bahnnetz. Dies sind für die Fahrgäste normalerweise nicht sichtbare Bauarbeiten an den befahrenen Strecken und Stationen. In der Folge einer verkürzten Betriebsruhe würden zahlreiche, den Betrieb nicht beeinträchtigende Bauarbeiten in Betriebszeiten verlagert werden müssen, in denen viele Fahrgäste von den Instandhaltungsmaßnahmen betroffen wären. Der Flughafen kann durch die Nachtbusse auch außerhalb der Verkehrszeiten der Linie S1 erreicht werden. Das Busangebot ist an die Nachfrage angepasst. An Samstagen und Sonntagen ist eine Erweiterung des Nachtbetriebes auf dem Streckenast zum Flughafen vorstellbar. Es ist jedoch zu beachten, dass aufgrund des gültigen Nachtflugverbotes nur eine geringe Nachfrage zu erwarten ist.

 

 

Petitum/Beschluss

 

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

 

 

Dagmar Wiedemann

 

 

Anhänge

 

Keine