Woche des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (Antrag der Fraktion DIE LINKE)
Im Jahre 2020 jährt sich die Befreiung vom Hitler-Faschismus zum 75. Mal. Die Evakuation des KZ Neuengamme und seiner Außenlager begann am 20.4.1945, die Stadt Hamburg wurde am 3. Mai an die die britischen Truppen übergeben. Es gibt nur noch sehr wenige Überlebende, die Zeugnis ablegen können über die Mordmaschinerie des Hitlerfaschismus. Immer häufiger wird die Forderung nach einem Ende der Gedenkkultur laut. Im Bundestag kann die Nazidiktatur trotz der Millionen von Toten, die sie zu verantworten hat, als „Fliegenschiss in der deutschen Geschichte“ bezeichnet werden. Der Spitzenkandidat der AfD in Thüringen fordert eine 180°-Wende der Geschichtsbetrachtung. Antisemitismus und Hassparolen werden wieder gesellschaftsfähig. Jüngster Auswuchs ist der Terroranschlag in Halle, samt seiner Verarbeitung über die „sozialen“ Medien.
Diese Geschichtsvergessenheit und diese geistige und moralische Verwahrlosung sind erschreckend.
Auch im Bezirk finden sich Orte, an denen die Naziherrschaft ganz konkret ihre Opfer fand, es sei beispielhaft nur an den Deportationsort „Hannoverscher Bahnhof“, die ehemalige Polizei- und Gestapozentrale im Stadthaus, die Schule am Bullenhuser Damm sowie an weitere Außenlager des KZ Neuengamme erinnert.
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte stellt sich daher ihrer Verantwortung und ergreift Maßnahmen, um diesem Prozess entgegenzutreten. Eine Maßnahme zur Erreichung dieses Ziels ist die Durchführung einer im Bezirk Hamburg-Mitte (analog zum Bezirk Hamburg-Nord, wo es eine solche Veranstaltungsreihe rund um den 27.1. seit Jahren gibt) stattfindenden „Woche des Gedenkens“, mit der an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert und der Opfer seiner Gewaltherrschaft gedacht wird.
Dies vorausgeschickt, möge die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte beschließen:
Ab dem Jahr 2020 führen die Bezirksversammlung und das Bezirksamt Hamburg-Mitte Ende April/Anfang Mai eine Woche des Gedenkens durch.
Geschichtswerkstätten, Kultureinrichtungen, Kirchengemeinden, Schulen, Häuser der Jugend, Bücherhallen und Initiativen des Bezirks sowie Gewerkschaften werden eingeladen, unter anderem mit Lesungen, Vorträgen, Ausstellungen, Workshops, Filmvorführungen, Stadtteilrundgängen, Zeitzeugengesprächen und Sonderöffnungen der Gedenkstätten an der Woche des Gedenkens teilzunehmen. Gemeinsam wird ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm erarbeitet, unterstützt von Bezirkspolitik und Verwaltung. Im Mittelpunkt stehen die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus und das Gedenken an die Opfer dieser furchtbaren Terror- und Willkürherrschaft.
Dafür stellt die Bezirksversammlung einen Betrag von Euro 20.000,- für Durchführung und Unterstützung zur Verfügung.
Die Bezirksversammlung eröffnet mit einer eigenen zentralen Feierstunde alljährlich diese Woche des Gedenkens.