"Was geht mich eure Geschichte an?"/ "Why should I care about your history" unterstützen (Antrag der SPD-Fraktion)
Leider ist es wieder notwendig geworden, aktiv gegen Antisemitismus vorzugehen. Dabei ist Prävention eine grundlegende Arbeit, die über Vertrauen und Kennen der eigenen und fremden Geschichte ein gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz schafft Das hier vorliegende Projekt ist als Kampagne angelegt und schafft über die zahlreichen Teilprojekte, Veranstaltungsreihen sowie einer Beteiligung von Akteuren unterschiedlicher Altersgruppen (16-20 Jahren) aus den Bereichen Schule, Freizeit, Studien- und Berufswelt eine aktive Präventionsarbeit für Hamburg-Mitte. Lösungen eines so komplexen Themas bedürfen eines größeren Rahmens, um allen Akteuren darin Raum zu geben, gesehen und gehört zu werden.
Mit der Kampagne „Was geht mich eure Geschichte an?“/ "Why should I care about your history“ wird der Rahmen auf eine bilaterale Ebene erweitert, sodass mit israelischen Akteuren in Deutschland und Israel eine nachhaltige Präventionsarbeit geleistet werden kann:
Zwischen Hamburg-Wilhelmsburg und dem 3 km vom Gazastreifen entfernten Kibbuzim Gevim in Sderot soll die deutsche Geschichte und Identität sowie die Aufarbeitung des Holocausts und der deutschen Verantwortung - aus verschiedenen Perspektiven - angegangen werden. Auf der einen Seite durch deutsche Jugendliche mit Migrationshintergrund aus Hamburg-Wilhelmsburg (primär muslimisch-geprägt - „geprägt“ meint aufgrund der Herkunft, aber auch durch das Umfeld); diesen gegenüber gestellt mit israelischen Jugendlichen aus den Siedlungen in der Nähe des nördlichen Gazastreifens sowie aus Tel Aviv. Somit handelt es sich bei den Projektteilnehmenden um Jugendliche mit ähnlichen Ausgangsbedingungen: Migrationserfahrung in einem Spannungsfeld zwischen den Faktoren Zugehörigkeit, Identität, Religion und Heimat.
Vorurteile, Verschwörungstheorien, Halbwissen und die eigenen Biografien sollen hierbei in Hamburg-Wilhelmsburg und in Sderot sowie Tel Aviv aufeinanderprallen, um eine differenzierte und kritische Auseinandersetzung zu fördern. Denn auch die Auseinandersetzung mit dem sogenannten „antimuslimischen Rassismus“ im Kontext von „Antisemitismus-Debatten gewinnt für „muslimisch-geprägte“ deutsche Jugendlichen immer mehr an Bedeutung und führt anstelle von Solidarität und Bewusstwerdung von Verflechtungen zu einer konkurrierenden Opferwahrnehmung. Die deutsch-jüdische Geschichte wird in diesem Kontext naiv relativiert und durch eine Verknüpfung mit dem Israel-Palästina-Konflikt sowie einer offensiven Israelpolitik emotionalisiert. Durch diese und andere Faktoren hindert sich ein großer Teil der Jugendlichen in Hamburg-Wilhelmsburg daran, die deutsche und eigene Geschichte, aktuelle politische Geschehnisse und religiöse sowie ethnische Kontexte differenziert bewerten können.
Die Projektteilnehmenden werden durch diesen bilateralen Israel-Deutschland-Austausch und den unterschiedlichen Projektformaten innerhalb dieser Kampagne zu Multiplikatoren, die eine differenzierte und kritische Auseinandersetzung erlernen, um somit einen nachhaltigen Einfluss auf ihr gesellschaftliches Umfeld nehmen zu können. Die Kampagne, die durch ihr erstes Projekt im Oktober 2019; zwischen Wilhelmsburg/Deutschland und Sderot & Tel Aviv/ Israel eine bildungspolitisch hochanspruchsvolle Arbeit leistet und durch unterschiedliche künstlerische Zugänge einen nachhaltigen Diskurs in der Gesellschaft anregt und angeht!
Das Projekt hat bislang 89.000 Euro an privaten Fördermitteln eingeworben. Damit das Projekt gelingen kann, fehlen aktuell rund 10.000 Euro.
Dies vorausgeschickt möge der Hauptausschuss anstelle der Bezirksversammlung beschließen:
Dem Helmut Schmidt Gymnasium vertreten durch H. Bouden werden für das oben beschriebene Projekt bis zu 10.000 Euro aus Sondermitteln der Bezirksversammlung zur Verfügung gestellt.