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Urbane Produktion weiterentwickeln und Wasserlagen für die Freizeit erlebbar machen (Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion)

Antrag öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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13.02.2020
Sachverhalt

 

Mit dem Schlagwort Urbane Produktion wurde 2014 im Rahmen der Strategie „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ beschrieben, wie sich die Industriequartiere im Hamburger Osten weiterentwickeln sollen. Schon heute gibt es hier eine Mischung aus klassischer emittierender Industrie und Gewerbenutzung, durchsetzt mit Hotels und Dienstleitungsbetrieben, über Verkaufsräumen bis hin zu Sportrahmenflächen für den Wassersport. Das Durchbrechen der strikten Funktionstrennung der unterschiedlichen Nutzungen ist bei einer Urbanen Produktion gewollt, bzw. muss im Sinne des Leitbilds Stadt der kurzen Wege und der Leipzig-Charta noch stärker ausgebaut werden.

 

Damit die notwendigen Produktionsflächen auch in Zeiten von Arbeit 4.0 und des Fachkräftemangels attraktiv bleiben, müssen die Industriegebiete in Innenstadtnähe weiterentwickelt werden. Um zukunftsfähig zu bleiben und der wachsenden Stadt mit einer erhöhten Zahl von Arbeitsplätzen gerecht zu werden, gilt es die Flächen effizient zu nutzen und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft möglichst mit kurzen Wegen vor Ort zu transformieren. Dabei ist die Nähe zu Wohngebieten, dem ÖPNV und der zentralen Lage in der Stadt vorteilhaft. Bei aller gewollten Harmonisierung von Arbeiten und Wohnen darf jedoch die eigentliche Produktion auf den für Hamburg wichtigen Industrieflächen nicht verhindert werden. Hamburg Mitte war stets das industrielle Rückgrat der Stadt und trägt bis heute maßgeblich zum Wohlstand der Stadt bei.

 

Neben Produktion und Gewerbe befinden sich an den Ufern der Bille und des Kanalnetzes in Hamm, Rothenburgsort und Billbrook traditionell viele Sportrahmenflächen. Auf diesen städtischen Flächen wird es Vereinen seit Jahrzehnten ermöglicht, Wassersport für breite Schichten der Bevölkerung zugänglich zu machen. Dieses Erfolgsmodell ist auf Wasserflächen angewiesen. Aber auch hier ist eine gute Anbindung zu Wohngebieten, ÖPNV und den Bürostandorten der Innenstadt hilfreich.

 

Im Bereich des Bille-Beckens - mit der Billebogen Entwicklungsgesellschaft im Süden und dem gemischten Industriequartier im Norden des Bille-Beckens - gibt es gute Voraussetzungen, die Senatsstrategie „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ umzusetzen. Die Billebogen Entwicklungsgesellschaft (BBEG) hat bereits mit einem Entwicklungskonzept für ihren Projektgebiet begonnen. Dabei werden die Flächen zum Teil neu geordnet und zusammengelegt.

 

Unter anderem ist ein Wassersportzentrum im südlichen Bereich geplant. Hier sollen verschiedene Sportarten zusammengelegt werden. Grundsätzlich ist der Ansatz eines Wassersportzentrums zu begrüßen. Jedoch muss sich die BBEG bei der Entwicklung des Gebiets auf das Projektgebiet beschränken und lässt mögliche Synergien unberücksichtigt. Im nördlichen Bereich des Billebeckens sind weitere Wassersportklubs, die ebenfalls in ein Wassersportzentrum aufgenommen werden sollten. Sämtliche Kanu- und Rudervereine bevorzugen die nördliche Lage des Billebeckens, da hier die Erreichbarkeit durch den ÖPNV besser und die Entfernung zu den Wohngebieten in Hamm geringer ist. Planrechtlich ist die Ausweisung identisch und sollte somit kein Hindernis darstellen. Da die Bille kein Segelrevier ist, sollte davon abgesehen werden, Segelvereine in diesem Gebiet neu anzusiedeln. Vielmehr wäre es sinnvoll zu prüfen, ob diese Vereine in den Gewässern der Elbe angesiedelt werden können.

 

Früher wurde das Billebecken vielfältig genutzt. Es gab neben den Produktionsflächen Schwimmbäder und Zugänge zum Wasser sowie Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe. In diesem Zusammenhang kann man von Urbaner Produktion sprechen. Die Gewässer in Hamburg Mitte müssen nun wieder stärker erlebbar und Teil der Freizeitgestaltung werden. Dabei ist gerade die Bille mit ihren Nebengewässern ein toller Ort, der mehr in den Fokus der Freizeitgestaltung gerückt werden muss. Eine Idee ist ein modernes Flussbad ins Billebecken zu integrieren. Andere Städte haben bewiesen, dass ein Flussschwimmbad ein erfolgreich sein kann, wie zum Beispiel das Hafenbad in Kopenhagen. Es müssen nun gemeinsam mit Verwaltung, Grundeigentümern, städtischen Unternehmen, Politik und Anliegern Konzepte erarbeitet werden, die Wohnen, Arbeit und Freizeit wieder besser miteinander verzahnen und langfristig sichern, damit unser Hamburg Mitte spannender, lebendiger, sozial und wirtschaftlich stärker, kurzum noch lebenswerter wird.

 

Im Bereich des Billebeckens könnten die Ideen der urbanen Produktion und der gemischten Quartiere gemeinsam mit bereits in Planung befindlichen Projekten sinnvoll kombiniert und umgesetzt werden. Wir wollen neue Konzepte entwickeln, um eine solche Transformation einzuleiten. Dazu bedarf es klarer Visionen und Zielbilder, an denen sich die Bezirksversammlung und Bezirksverwaltung in der Genehmigungspraxis orientieren können. In diesem Rahmen müssen auch die Ideen der Hamburgerinnen und Hamburger in den Prozess einfließen. Dazu wurden im Architektursommer 2019 viele Beteiligungsprojekte rund um das Billebecken durchgeführt. Daraus ergeben sich schon viele Ideen und Gedankenstücke, die sinnvoll in eine Studie für das Billebecken zusammengeführt werden könnten.

 

Petitum/Beschluss

Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung beschließen:

 

1. Die Bezirksversammlung bittet das Bezirksamt eine Studie für das Billebecken in Auftrag zu geben, welche Ideen und Möglichkeiten in enger Einbindung des Stadtplanungsausschusses unter Einbindung des Ausschusses für Sozialraumentwicklung für das Billebecken aufzeigt und Grundlage für den weiteren Prozess wird.

2. Die Bezirksversammlung spricht sich für ein Wassersportzentrum am nördlichen Ufer des Billebeckens in Hamm aus.

3. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung, ein Grundstück im nördlichen Bereich des Billebeckens zu identifizieren und zu prüfen, wie dieses für den Bau eines Wassersportzentrums bereitgestellt werden kann.

4. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung mit der HafenCity GmbH Kontakt aufzunehmen und abzustimmen, wie eine gemeinsame Realisierung eines Wassersportzentrums am nördlichen Rand des Billebeckens möglich ist.

5. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung zu prüfen, wie ein Betreiberkonzept für ein Hafenbad aussehen könnte, wenn es durch Bäderland oder einen privaten Pächter betrieben werden würde. 

6. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung ein Segel- und Motorbootzentrum in den Gewässern der Elbe zu prüfen, um den Anforderungen der Segler gerecht zu werden. Dabei ist zu prüfen, ob dieses in Rothenburgsort realisiert werden kann.

7. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung zu prüfen, wie die Wasserflächen für die Menschen erlebbar gemacht werden können. Dabei ist auch zu prüfen, wie ein Stadtbad im Sinne des Hafenbad in Kopenhagen umzusetzen ist.

8. Die Bezirksversammlung bittet das Bezirksamt zu prüfen, ob ein Wassersportzentrum im nördlichen Billebeckens durch das Modellvorhaben Mitte Machen zur Weiterentwicklung der Städtebauförderung zu fördern sind.

9. Der Ausschuss für Sozialraumentwicklung ist fortlaufend in den Prüfungsprozess im Rahmen des Projekts „Mitte-Machen“ einzubinden.