Runder Tisch zum Ärztemangel - Flächendeckende medizinische Versorgung für alle Stadtteile gewährleisten (Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion)
Hamburg-Mitte ist ein Bezirk mit dreihundert tausend Einwohnern verteilt auf 19 Stadtteile. Die einwohnerstärksten Stadtteile mit dem höchsten Bedarf an medizinischer Versorgung befinden sich im Osten (Horn, Billstedt, Mümmelmannsberg), und Süden (Wilhelmsburg) des Bezirks. Diese statistischen Realitäten decken sich jedoch nicht mit der medizinischen Versorgung vor Ort. Während die innerstädtischen Stadtteile eine bessere medizinische Versorgung aufweisen, stimmt dies für die Randlagen nicht - Stadtteile, in denen der Großteil der Menschen in Hamburg-Mitte leben. Viele Allgemeinärzte sind in diesen Stadtteilen überlastet. Fachärzte fehlen sogar zum größten Teil. Die bessergestellten innerstädtischen Bereiche der Hamburger City sind für Familien mit Kindern und mobilitätseingeschränkte Menschen aus dem Hamburger Osten oder Süderelbe oft nicht erreichbar.
In Mümmelmannsberg kann aktuell lediglich zweimal wöchentlich eine Sprechstunde, die sich ausschließlich an Eltern mit Säuglingen richtet, angeboten werden, es fehlt dort an grundlegender Notfall- und Grundversorgung im kinderärztlichen Bereich. Auch in Billstedt fehlt es seit langem an einer ausreichenden ärztlichen Versorgung für Kinder im Vorschul- und Schulalter. Einem Stadtteil mit 4000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Umliegende Stadtteile können die Versorgung ebenfalls nicht übernehmen, da diese auch bereits voll sind und keine weiteren Patienten aufnehmen können. Für U-Termine wird man sogar manchmal an andere Städte zugeteilt.
In Wilhelmsburg ist die Situation auch nicht viel besser. Die Ungewissheit über die Zukunft des Krankenhauses Groß Sand, erschwert die Gesamtsituation zudem ungemein. Unabhängig vom Wohnsitz ist die Lage für mobilitätseingeschränkte Menschen noch schwieriger.
Dies ist ein Zustand, welcher für eine Stadt wie Hamburg nicht tragbar ist und zuletzt auch im Sanierungsbeirat thematisiert wurde. Die Kassenärztliche Vereinigung sieht das Hamburger Stadtgebiet als ein Planungsgebiet und spricht dadurch sogar von einer Überversorgung Hamburgs. Gesamtstädtische und berufsspezifische Veränderungen im med. Versorgungssystem werden seit Jahren in der Bedarfsplanung nicht ausreichend abgebildet (z.B. Budgetierungen, Reduktion Arztstunden pro Kassensitz wegen Teilzeittätigkeiten) Diese Regelungen ermöglichen, dass Ärzte sich in den lukrativsten und attraktivsten Lagen konzentrieren. Ein Umdenken in der ärztlichen Versorgung muss vorangetrieben werden.
Um diesen Missständen zu begegnen, bitten wir das Bezirksamt um folgendes
- Einsetzen eines Runden Tischs unter Beteiligung des Bezirksamts, der Sozialbehörde, der Kassenärztlichen Vereinigung und ggf. weiteren Akteuren, zur Behebung dieser Notlage und dem Ziel, medizinisches Versorgungsangebot und Versorgungsbedarfe sozialräumlich zusammenzubringen.
- Zugehen des Bezirksamts auf die KVH zur kurzfristigen Sicherstellung der U-Untersuchungen und der Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen durch entsprechende Angebote in den betroffenen Stadtteilen.
- Dem Sanierungsbeirat Mümmelmannsberg und dem Ausschuss für Sozialraumentwicklung soll bis zum 30.09.2023 zu den Entwicklungen berichtet werden.