Plädoyer für die Erhaltung der Cremonbrücke - Stadtteilkonferenz Neustadt
Der Cityausschuss hat in seiner Sitzung am 26.11.2019 die Beratung über nachfolgend aufgeführte Beiratsempfehlung, Drs. 22-0447, vertagt, und vor Beschlussfassung darum gebeten, zunächst eine Stellungnahme der zuständigen Stellen zum aktuellen Sachstand, einzuholen.
Die markante Fußgängerbrücke über die Willy-Brandt-Straße entstand nach einem Entwurf des Büros PSP Architekten (Pysall-Stahrenberg & Partner) und wurde 1982 eingeweiht. Seitdem stellt sie die einzige attraktive Möglichkeit dar, ohne Ampel die ehemalige Ost-West-Straße vomHopfenmarkt zur Deichstraße zu queren. Die Brücke hat sich zudem als beliebter Aussichtspunktfür Tourist*innen etabliert.
Dennoch steht die Brücke aktuell zur Disposition, u.a. weil in der Hamburger Innenstadt einzigartigen Außen-Rolltreppen wartungsintensiv sind. Zudem soll der heutige "HOLCIM"-Bau an der Willy-Brandt-Straße 69 an der Süd-Ost-Seite der Brücke deutlich weiter in den öffentlichen Raum hinein gebaut werden, wo heute noch die Brücke steht. Da diese über Jahrzehnte nicht saniert wurde, ist ihre architektonische Eleganz nur noch auf den zweiten Blick erkennbar.
Der Denkmalverein Hamburg e.V. und der City-Hof e.V. plädieren daher dringend für eine Erhaltung und baldige Sanierung der Brücke, deren markante Architektur ein qualitätvolles Stück Hamburger Baugeschichte darstellt.
Hierfür sprechen im Wesentlichen folgende Argumente:
- Die Brücke besitzt eine hohe skulpturale Wirkung und bildet ein Ensemble mit der dahinterliegenden Bundesbank.
- Kaum eine Hamburger Brücke hat einen höheren Wiedererkennungswert. Damit ist sie eine wichtige Orientierung und Landmarke.
- Die Brücke hat eine unverzichtbare Funktion als Nord-Süd-Verbindung für die Fußgänger*innen von der City in die HafenCity.
- Mit der anstehenden Neugestaltung des Hopfenmarktes und der geplanten Einrichtung eines „archäologischen Fensters“ durch die Kulturbehörde wird diese Verbindung für Tourist*innen zusätzlich an Bedeutung gewinnen.
- Dabei bietet die Brücke eine andere Qualität als jede Fußgängerfurt mit Ampeln, weil man sie ohne Hast überqueren kann und die Brücke dabei zusätzliche Sichtbeziehungen eröffnet.
- Auch bei einer mittelfristigen Verkleinerung der Straße hätte die Brücke ihren eigenen Wert und ihre Funktion – als ampelfreie Querung und Aussichtsort wie schon jetzt, als architektonische Skulptur, als Zeugnis ihrer Zeit und der Verkehrs- und Architekturgeschichte der Freien und Hansestadt Hamburg.
Meinungsbild:
Die Stadtteilkonferenz unterstützt das Plädoyer mit folgendem Ergebnis:
Teilnehmervotum: Ja-Stimmen: 38 Nein-Stimmen: 4 Enthaltungen: 5
Das Bezirksamt Hamburg-Mitte gibt hierzu folgende Stellungnahme ab:
Im vergangenen Jahr wurde unter Einbindung der Bezirkspolitik ein städtebaulich-hochbauliches Qualifizierungsverfahren für die Belegenheit Willy-Brandt-Straße 69 (Holcim-Gebäude) durchgeführt, dessen Ziel das zugehörige Bauantragsverfahren war. Dabei wurde der Rückbau der Cremon-Brücke stets als Grundlage für dieses Verfahren angenommen, was auch im Rahmen der Abstimmung der Auslobung sowie im Verlauf des Wettbewerbsverfahrens (Preisgericht etc.) so kommuniziert wurde. Ebenso ist der Rückbau der Brücke für die seitens des Bezirks avisierte Neuordnung und Umgestaltung des Hopfenmarktes von Bedeutung.
Aus o.g. Gründen wird der Rückbau der Cremon-Brücke seitens des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung weiterhin zu Gunsten der Schaffung städtebaulicher Qualitäten an dieser Stelle begrüßt.
Um Kenntnisnahme/Beschlussfassung wird gebeten.
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