Metrobuslinie 3 wieder ungeteilt bis nach Rothenburgsort führen - Erfolgsgeschichte der Metrobuslinie 3 nicht zu Lasten des Hamburger Ostens umschreiben. Linien 120 und 124 wieder bis in die Innenstadt führen
Der Ausschuss für Verkehr und Umwelt hat in seiner Sitzung am 07.02.2018 dem nachfolgend aufgeführten Antrag der SPD- und GRÜNE--Fraktion Drs. Nr. 21-3878 einstimmig zugestimmt.
Die Bezirksversammlung hat diesen Beschluss in ihrer Sitzung am 22.02.2018 bestätigt und die zu Grunde liegende Drucksache als Antrag der SPD-, GRÜNE- und CDU-Fraktion einstimmig beschlossen.
Seit Einführung der Metrobuslinie 3 hat sich diese sogenannte Äquatorbuslinie, die Hamburg als einzige Linie von Osten nach West durchquert, als Erfolgsmodell erwiesen. Nach Angaben des VHH nutzen über 36.000 Menschen die Linie – mit steigender Tendenz.
Wichtige Institutionen und Veranstaltungsorte der Stadt, vom Hauptbahnhof über das Rathaus, die
Laeiszhalle, die Gerichte und das Heiligengeistfeld bis hin zu den Musicalspielstätten Neue Flora und Mehr!Theater sind auf dieser Linie miteinander verbunden und daher für Ortsfremde und Einheimische gut zu erreichen. Die Bevölkerung im Hamburger Osten – und hier speziell in Rothenburgsort – hat durch die Einrichtung der Buslinie eine massive Verbesserung der Infrastruktur erlebt, die einen nicht zu unterschätzenden Faktor zur Beseitigung der Insellage des Stadtteils und damit auch für seine Entwicklung im Rahmen des Senatsprojekts „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ darstellt.
Zusätzliche Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger in Hamburg-Mitte wird die Äquatorbuslinie durch den Neubau des Bezirksamts bekommen: Nach dem Umzug in die neuen Räume an der Caffamacherreihe wird auch Menschen aus weiteren Teilen des Bezirks, beispielsweise aus Wilhelmsburg und von der Veddel, durch vorhandene Umstiegsmöglichkeiten in die Metrobuslinie 3 eine gut funktionierende Zubringerverbindung zum Bezirksamt erhalten bleiben.
Mit dem 17. Juli 2017 erlebte diese Erfolgsgeschichte ein jähes Ende. Seit jenem Tag ist die Metrobuslinie 3 geteilt und endet aus beiden Richtungen am Zentralen Omnibusbahnhof. Eine direkte Verbindung von Rothenburgsort in den Hamburger Westen und zurück ist nicht mehr möglich, und auch alle Umsteigemöglichkeiten in weiterführende Linien, die bisher an gemeinsam genutzten Haltestellen im Verlauf der Mönckebergstraße gegeben waren, wurden massiv erschwert. Es entstanden lange Umsteigewege, die besonders für gehbehinderte Menschen eine eklatante Beeinträchtigung ihrer Mobilität bedeuten. Einige Umsteigemöglichkeiten entfielen komplett. Nicht ortskundige Personen sind völlig orientierungslos angesichts der derzeitigen Verkehrsführung. Somit sinkt auch die Attraktivität des Hamburger Ostens aus touristischer Sicht – ein wirtschaftlicher Nachteil für die Hotels, die sich seit Einführung der Linie entlang ihrer Streckenführung etabliert haben.
Von den Veränderungen sind zusätzlich zur Metrobuslinie 3 seit dem 17. Juli 2017 auch die Linien 120 und 124 betroffen, die eine wichtige Verbindung für Pendlerinnen und Pendler aus dem weiteren Hamburger Osten darstellen. Beide enden nun an der S-Bahn-Station Rothenburgsort. Die direkte Verbindung in die Innenstadt ist seither lediglich durch Umsteigen in die S-Bahn, die für Menschen mit eingeschränkter Mobilität aufgrund mangelnder Barrierefreiheit entfällt, oder in die Metrobuslinie 3 möglich.
Als Grund für die Maßnahmen gibt der HVV an, verhindern zu wollen, dass durch Baumaßnahmen im Bereich Amsinckstraße/Spaldingstraße entstehende Verspätungen zu Störungen der Taktung im gesamten Linienverlauf aller drei Linien führen. Laut Informationsflyern des HVV sollte die eingeschränkte Linienführung mit Fahrplanwechsel im Dezember 2017 wieder aufgehoben werden.
Dies ist nun jedoch nicht der Fall. Für die Bevölkerung Rothenburgsorts ist mit dieser Tatsache die Befürchtung wahr geworden, dass der HVV die Aufsplittung der Busverbindung in einen westlichen und einen östlichen Zweig längerfristig beibehält.
Erfahrungsgemäß haben sich in den Monaten seit der Teilung der Metrobuslinie 3 auf dem bestehenden Ostast so gut wie keine über das vor der Teilung und der Einrichtung der Bauarbeiten in der Amsinckstraße bestehende Maß hinausgehenden Verspätungen ergeben. Man darf also vermuten, dass die Bauarbeiten lediglich zum Anlass genommen werden, die Teilung zu etablieren und damit den Westast auf Kosten der Mobilität der Bewohner des Hamburger Ostens zu stärken.
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte möge vor diesem Hintergrund beschließen:
Der Bezirksamtsleiter wird gebeten, in Gesprächen mit dem HVV auf die Wiederherstellung der durchlaufenden Metrobuslinie 3 und auf Rücknahme ihrer Teilung sowie auf Wiederherstellung der Linienführung der Linien 120 und 124 bis zum Zentralen Omnibusbahnhof einzuwirken.
Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation nimmt zu dem Beschluss mit Schreiben vom 24.04.2018 wie folgt Stellung:
„Wegen der Bauarbeiten zur Grundinstandsetzung der Amsinckstraße werden verkehrliche Beeinträchtigungen in diesem Bereich erwartet, von denen auch die Buslinien 3, 120 und 124 betroffen sind. Die beteiligten Stellen müssen deshalb im Vorwege die Auswirkungen auf die Betriebsstabilität der einzelnen Linien abschätzen und ggf. Alternativen entwickeln.
Die Metrobuslinie 3 verfügt sowohl im westlichen als auch im östlichen Linienabschnitt über ein sehr hohes Fahrgastaufkommen. Für die Abwicklung des Verkehrs ist deshalb ein möglichst gleichmäßiger Busbetrieb von besonderer Bedeutung, da es ansonsten zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Fahrgäste, Verzögerungen beim Fahrgastwechsel und Verspätungen und längeren Wartezeiten kommt. Hinzu kommt, dass diese Linie einen sehr langen Linienweg hat und auch im westlichen Bereich Baumaßnahmen stattfinden. Um eine möglichst hohe Betriebsstabilität gewährleisten zu können, wurde die vorübergehende Möglichkeit gewählt, diese am Hauptbahnhof zu trennen.
Die Stadtbuslinien 120 und 124 dienen vorrangig der Anbindung der Vier- und Marschlande und sind hinsichtlich der Fahrplangestaltung mit weiteren dort verkehrenden Linien verknüpft (Stadtbuslinien 222, 223, 225, 227 und 439). Da diese Linien zudem nur im Stundentakt verkehren, hätten Verspätungen insbesondere für umsteigende Fahrgäste Wartezeiten von bis zu einer Stunde zur Folge. Deshalb wurde auch hier im Interesse einer hohen Betriebsstabilität entschieden, den Baustellenbereich zu umfahren und die Linien nur bis zum S-Bahnhof Rothenburgsort zu führen.
Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer geht davon aus, dass die Bauarbeiten, die voraussichtlich spätestens im September des Jahres 2018 beginnen, bis November des Jahres 2021 andauern werden. Während der gesamten Bauzeit werden von den vorhandenen sechs Fahrstreifen insgesamt fünf Fahrstreifen (jeweils drei Fahrstreifen stadteinwärts und zwei Fahrstreifen stadtauswärts) aufrechterhalten.
Die beteiligten Stellen beurteilen in jeder Bauphase neu, wie sich die Rahmenbedingungen auf die Betriebsstabilität auswirken. In Anbetracht der sehr langen Bauphasen wird derzeit nach weiteren Lösungen gesucht, die Linien 120 und 124 möglichst nahe an oder bis in die Innenstadt zu führen. Darüber hinaus wird geprüft, wie die Umsteigesituation an der Haltestelle S Tiefstack verbessert werden kann. Diese Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen.
Nach Beendigung der Baumaßnahmen werden die Linien auf den ursprünglichen Linienwegen verkehren, die in den jeweils geltenden Linienverkehrsgenehmigungen vorgegeben sind.“
Um Kenntnisnahme wird gebeten.