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Mehr Blühflächen in Mitte schaffen (Antrag der GRÜNE- und SPD-Fraktion)

Antrag öffentlich

Sachverhalt

 

Die Stadt Hamburg möchte, wie bereits viele Städte und Gemeinden im Bundesgebiet, dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ beitreten. Ziel dieses Bündnisses ist es, die Bedeutung von Natur im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen zu stärken und den Schutz der biologischen Vielfalt in den Kommunen in den Blickpunkt zu rücken. Dabei soll mit Hilfe von unterschiedlichen urbanen Grünflächen ein buntes Mosaik an Lebensräumen geschaffen werden.

 

Hierfür bieten sich auch kleinere Flächen an, die als Trittsteinbiotope und Biotopkorridore fungieren können. Mit Hilfe dieser „Trittsteine“ können Tiere von einem Biotop zum anderen gelangen, wenn die Distanz zwischen den beiden Biotopen sonst zu groß wäre. Biotopkorridore bilden hingegen linienhafte Strukturen, die die einzelnen Biotope auch physisch miteinander verbinden. So können beispielsweise auch immobile Pflanzenarten ohne Fernverbreitungs-mechanismen von einem Biotop ins nächste gelangen.

 

Zum Schutz der Natur sollten deshalb sowohl Grünflächen aufgewertet werden, als auch vegetationsfreie Flächen als Sukzessionsflächen genutzt werden. Damit diese Flächen auch von allen als solche erkannt werden können, sollten Schilder auf den besonderen Wert dieser Flächen hinweisen.

 

Eine Möglichkeit dafür ist das Anlegen von Wildblumenflächen mit regionalem Saatgut, welche letztlich auch bedrohten Insektenarten wie Bienen und Schmetterlingen einen Lebensraum bieten. Zudem ermöglichen solche Blühflächen ein Nahrungsangebot für Vögel und andere Kleintiere im städtischen Raum.

 

Überdies wird hier auch mehr CO2 gespeichert als auf kurz geschorenen Rasenflächen, es entstehen so wichtige CO2-Senken, weshalb es sinnvoll ist, Wildblumenflächen vermehrt in der Stadt zu verankern.

 

Um derartige Flächen anzulegen und ihnen ein Überleben zu sichern, ist es unbedingt erforderlich, die Mahd hinsichtlich Häufigkeit, Zeitpunkt und Umfang den Blühperioden anzugleichen und dies auch zu überwachen. Hierbei kann es zudem zu einer Entlastung der Arbeits-spitzen zwischen Mai und Oktober kommen, da die Blühflächen in dieser Zeit im Gegensatz zu Rasenflächen nicht gemäht werden müssen.

 

Zudem gibt es Saatmischungen für jegliche Umgebungsformen, wie beispielsweise für Verkehrsinseln, Böschungen oder salzverträgliche Straßenbankettmischungen, sodass für jede Stadtfläche optimal angepasste Saatzusammensetzungen erhältlich sind.

 

Um den Beitritt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ mit Leben zu füllen und der zunehmenden Versiegelung in der Stadt entgegenzutreten, sollte deshalb noch stärker versucht werden, öffentliche Flächen zum Blühen zu bringen. Damit Städte auch bei steigenden Temperaturen lebenswert bleiben, sind kühlende Grüninseln innerstädtisch immer wichtiger.

 

Ob durch die veränderte Pflege Geld gespart wird, hängt letztlich vom Einzelfall ab. Diese Flächen leisten einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung der Biotope und der Artenvielfalt in der Stadt, der höher gewichtet werden sollte, als eine mögliche Differenz der Pflegekosten zwischen Grünflächen und Blühstreifen.

 

Ferner kann eine Finanzierung möglicherweise auch durch Patenschaften unterstützt werden. Finanzierung und ein Teil der Pflege können z.B. von Schulen oder Vereinen in der Nähe übernommen werden.

 

Möglich ist eine Orientierung an unserem Nachbarbezirk Wandsbek, dort wurde eine ähnliche Initiative erfolgreich umgesetzt: „[…] auf etwa 104 Einzelflächen in 48 Grünanlagen und etwa 12 Straßenbereichen im ganzen Bezirksamtsbereich [wurden] Pflanzzwiebeln ausgebracht. Die Pflanzung erfolgte als Streifen in vorhandene Rasenflächen mit je etwa 400 Blumenzwiebeln pro Quadratmeter. Gepflanzt wurden zwei Mischungen: Sie bestehen vor allem aus Lerchensporn, Krokus, Hasenglöckchen, Tulpen, Narzissen und Schachbrettblumen. […].

Bei der Auswahl der Mischungen wurden vor allem Arten ausgewählt, die robust sind und gut verwildern. So soll gewährleistet werden, dass die Flächen auch in den Folgejahren nachhaltig blühen. Fast alle ausgebrachten Arten sind außerdem Pollenspender und fördern so den Erhalt der hiesigen Artenvielfalt, etwa indem sie Bienen und Hummeln als Nahrungsgrundlage dienen.“ Pressemitteilung Wandsbek 26. Oktober 2017 und DRS. 20-5460 (Antwort), DRS. 20-3884 (Antrag).

 

Eine erste Maßnahme dieser Art im Bezirk Mitte könnte beispielsweise auf Flächen des Straßenbegleitgrün in Mümmelmannsberg und Kirchsteinbek erfolgen. Weitere Flächen sollen jedoch in allen Stadtteilen des Bezirks gefunden werden. Dabei ist zu beachten, dass diese Aufwertung in einer Weise erfolgt, die zu einer allgemeinen Akzeptanz in der Bevölkerung führt. Eine schlichte „Verwilderung“ des Grüns trägt nicht zu einer Unterstützung bei.

 

 

Petitum/Beschluss

 

Die Verwaltung wird gebeten,

1.öffentlichen Flächen zu identifizieren auf denen Blühinseln oder -streifen geschaffen werden können – entweder durch reduzierte Mahd oder auch gezielte Einsaat von heimischen Saatmischungen. Dabei sollte besonders auf Eignung als Schmetterlings - und Bienenweide geachtet werden. Oben genannte Vorschläge für Orte sind ebenfalls zu beachten.

2.zu prüfen, welche Art der Begrünung auf den Flächen möglich wäre,

3.zu prüfen, wo es möglich ist, vegetationsfreie Flächen z. B. nach Baumaßnahmen als Sukzessionsflächen zu nutzen,

4.ein daraus resultierendes Konzept im Ausschuss für Verkehr und Umwelt vorzustellen,

5.sowie eine Prognose über die Kosten der Herstellung und der langfristigen Pflege identifizierter Flächen abzugeben.