23-0517

Eingabe zur Benennung der Planstraße A Georgswerder Kirchenwiese

Vorlage öffentlich

Letzte Beratung: 22.04.2025 Regionalausschuss Wilhelmsburg / Veddel Ö 6.1

Sachverhalt

Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte bietet Bürgerinnen und Bürgern an, sich mit Eingaben an die Politik zu wenden. Nachfolgende Eingabe ist eingegangen:

Ausgehend von unserer Information, dass nach aktuellem Stand (März 2025) noch keine konkreten Namensvorschläge für die Planstraße A innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans Wilhelmsburg 97 vorliegen, machen wir hiermit wir folgende Eingabe für die Bezirksversammlung des Bezirks Hamburg-Mitte.

Als zukünftige Anlieger der betreffenden Straße (Nord-Süd-Verbindung zwischen Rahmwerder Straße und Langenhövel, durchschneidet den nördlichen, kleineren Teil des Projektgebiets Georgswerder Kirchenwiese) möchten wir uns an der Auswahl des Straßennamens beteiligen. Alle Wohneinheiten der Baugemeinschaft De Upfüller werden später Adressen haben, die den zukünftigen Namen dieser Straße enthalten. Wir bedanken uns im Voraus für die Berücksichtigung unserer Vorschläge und würden uns sehr freuen, wenn wir bei den weiteren Schritten der Namensfindung einbezogen werden.

Berücksichtigung der Sinti bei der Benennung von Straßen und Plätzen in Georgswerder

Als zukünftige im Wilhelmsburger Ortsteil Georgswerder ansässige Baugemeinschaft ist es uns ein besonderes Anliegen, dass bei der Benennung von Straßen und Plätzen nach Personen die Sinti Berücksichtigung finden. Hintergrund ist, dass in unserer zukünftigen Nachbarschaft die Sinti-Gemeinde mit vielen vor Ort lebenden Mitgliedern (insbesondere in der Siedlung Georgswerder Ring) ansässig ist und das nachbarschaftliche Leben in Georgswerder seit langer Zeit entscheidend mitgestaltet. Bei der Benennung von Straßen und Plätzen nach Verfolgten des NS-Regimes sind auch in der neueren Praxis der Namensvergabe z.B. im Rahmen von Neubauprojekten oder der Benennung von Plätzen als Gedenkorten zudem die Sinti und Roma in Hamburg noch nicht präsent.

Wir sprechen uns hiermit dafür aus, entweder den „Quartiersplatz Neue Mitte“ (Ecke Niedergeorgswerder Deich/Rahmwerder Straße vor der Schule Rahmwerder Straße) oder die „Planstraße A“ im Geltungsbereich des Bebauungsplans Wilhelmsburg 97 oder sehr gern auch beide nach einer Person aus dem Kreise der Sinti zu benennen.

Die Sinti-Gemeinde ist in Hamburg tief verwurzelt und fühlt sich zu Wilhelmsburg und Georgswerder eng verbunden. Die Benennung des Quartierplatzes und/oder einer Straße wäre eine tolle Gelegenheit ihre Verbundenheit und Kultur zu würdigen.

Die Geschichte der Sinti im 20. Jahrhundert ist eng verbunden mit der Geschichte des Jazz in Europa, war doch der in Sinti-Kreisen entstandene Gypsy-Jazz eine der ersten Jazz-Formen auf dem europäischen Kontinent. Viele der Sinti in Georgswerder machen selber Swing- bzw. Jazz-Musik. Deshalb ist neben einer Benennung nach einer lokalen Persönlichkeit auch die Benennung nach einer „Größe“ des Gypsy-Jazz, die entfernt mit der Sinti-Gemeinde in Georgswerder verwandt ist, naheliegend.

Nach direkter Rücksprache mit der Sinti-Gemeinde möchten wir folgende Namen für den Platz und/oder die Straße vorschlagen:

  • Reinhold-Weiss-Weg/Reinhold-Weiss-Platz (Präferenz der ortsansässigen Sinti-Gemeinde mit großer Zustimmung aus unserer Baugemeinschaft)
    Reinhold Weiss war letzter lebender Ältester und KZ-Überlebender aus Georgswerder. Er war von Anfang an dabei und hat alles mitentschieden, gestaltet und dafür gesorgt, dass alle zusammenhalten. Besonders während der Flut waren er, seine Brüder und Cousins diejenigen, die alle zusammengehalten und den Rettern damals die entscheidenden Informationen gegeben haben, um alle in Sicherheit zu bringen. Sie haben alle gezählt und sind noch einmal hinausgegangen, um sicherzustellen, dass alle da waren!“ (Giovanni Weiss). Zusammen mit dem NDR arbeitet Giovanni Weiss aerdem gerade an einem Buch mit vielen Geschichten über Reinhold, die Familie und Wilhelmsburg. Es wird viele Dokumente von der Deportation ins KZ-Lager enthalten.
  • Django-Reinhardt-Weg/Django-Reinhardt-Platz (Präferenz aus dem Kreise unserer Baugemeinschaft)
    Nach dem berühmten aus Belgien stammenden Musiker, einem Vorreiter des (Gypsy-)Jazz. Entfernte Verwandte von ihm leben in Georgswerder.

Sollte es Zustimmung zur Benennung nach einer Person aus dem Kreise der Sinti allgemein geben, diese beiden Namen aber aufgrund stichhaltiger Argumente (übergeordnete Prinzipien bei der Benennung von Straßen und Plätzen nach Personen in Hamburg) als nicht geeignet angesehen werden, bitten wir darum, bei der Recherche anderer möglicher Personen unbedingt die ortsansässige Sinti-Gemeinde einzubeziehen und uns in Kenntnis zu setzen. Selbstverständlich beteiligen wir uns auch weiterhin aktiv an der Namensfindung.

Alternativ: Benennung der Planstraße A (B-Plan Wilhelmsburg 97) nach lokaler geografischer Gegebenheit

Sollte es nach eingängiger Prüfung die Entscheidung geben, die Planstraße A im Geltungsbereich des Bebauungsplans Wilhelmsburg 97 nicht nach einer Person mit Sinti-Hintergrund zu benennen, möchten wir darum bitten, von einer Benennung nach Personen abzusehen und stattdessen einen Namen mit lokaler geografischer Herleitung zu verwenden. Dies auch deshalb, weil auch die übrigen Straßennamen im Projektgebiet Kirchenwiese geografische Bezeichnungen erhalten haben. Zudem wurde eine weitere nahe liegende Personengruppe bereits bei der Benennung von zwei Parks im Projektgebiet berücksichtigt: Die weiblichen Opfer der Sturmflut 1962 Magret Thiede (Link zum Sitzungsdienst Hamburg-Mitte) und Angela Pietrowski (Link zum Sitzungsdienst Hamburg-Mitte).

Wir hoffen aber sehr, dass dem Wunsch, die Sinti namentlich zu berücksichtigen, dann zumindest im Zuge einer Benennung des Quartiersplatzes entsprochen wird.

r die „Planstraße B“ im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Wilhelmsburg 97 (südlicher, größerer Teil des Projektgebiets Kirchenwiese) wurden zwei geografisch hergeleitete Namen vergeben: „Auf der Kirchenwiese“r die Ringerschließung, „Ziegenbek“r die Stichstraße im Südwesten als Spitzname, den die Wilhelmsburger im Westen für ihre stark landwirtschaftlich geprägten Nachbarn im Osten verwendet haben.

Vor diesem Hintergrund schlagen wir folgende Namen für die Planstraße A vor:

  • Up de Diekholt
    Dies ist ein „Pseudo-Flurname“ in niederdeutscher Form, der die drei Namen der Baugemeinschaften auf dem Nordteil der Kirchenwiese verbindet: Deichgezwitscher, Treibholz und De Upfüller.
  • Kleine Kirchenwiese
    In Anlehnung an „Auf der Kirchenwiese“, der Haupterschließung des südlichen, größeren Teils des Projektgebiets Kirchenwiese, da die Planstraße A den Innenbereich des nördlichen, kleineren Teils des Projektgebiets Kirchenwiese quert.
  • Vor den Wettern
    Bezugnehmend auf die Wettern, also den in der Marsch allgemein und auch im Umfeld der Kirchenwiese sehr präsenten und typischen Entwässerungsgräben.

Wir haben noch weitere Vorschläge entwickelt, die allerdings intern keine große Zustimmung erhielten. Bei Interesse liefern wir diese noch nach.“

Im Vorwege wurde der Regionalausschuss Wilhelmsburg/ Veddel festgelegt, um sich mit der Eingabe inhaltlich zu beschäftigen und einen Vorschlag zu erarbeiten, wie mit der Eingabe umgegangen wird. Für die Beratung gibt es folgende Wege:

1. Die Eingabe fällt in die Zuständigkeit des Bezirksamtes

1.1 Die Eingabe geht ein, es wurde ein Ausschuss für die inhaltliche Beratung festgelegt.

1.2 Das zuständige Fachamt wird um Übermittlung einer Stellungnahme gebeten, die dann zusammen mit der Eingabe vorgelegt wird.

1.3 Der Ausschuss berät die Eingabe und die Bewertung des Fachamtes. Im Ergebnis muss sich der Ausschuss zur Eingabe positionieren:

1.3.1 Stimmt die Politik den Beschwerdepunkten bzw. Vorschlägen ganz oder teilweise zu? Dann fasst der Ausschuss den Beschluss, dass das Bezirksamt um Umsetzung der Beschwerdepunkte bzw. Vorschläge gebeten wird.

1.3.2 chte die Politik die Beschwerdepunkte bzw. Vorschläge (z.B. aufgrund der Stellungnahme des Fachamtes) nicht unterstützen? Dann fasst der Ausschuss einen entsprechenden Beschluss und begründet diese Entscheidung.

2. Die Eingabe fällt in die Zuständigkeit einer Fachbehörde

2.1 Die Eingabe geht ein, es wurde ein Ausschuss für die inhaltliche Beratung festgelegt.

2.2 Da eine Vorab-Stellungnahme nicht eingeholt werden kann, hat der Ausschuss folgende Möglichkeiten:

2.2.1 Stimmt die Politik den Beschwerdepunkten bzw. Vorschlägen ganz und teilweise zu? Dann fasst der Ausschuss den Beschluss, dass die Fachbehörde gebeten wird, die Beschwerdepunkte bzw. Vorschläge umzusetzen.

2.2.2 chte die Politik die Beschwerdepunkte bzw. Vorschläge (z.B. aufgrund der Stellungnahme des Fachamtes) nicht unterstützen? Dann fasst der Ausschuss einen entsprechenden Beschluss und begründet diese Entscheidung.

3. Weitere Möglichkeiten gemäß der Geschäftsordnung

Selbstverständlich bietet die Geschäftsordnung weitere Möglichkeiten, wie mit der Eingabe umgegangen werden soll:

3.1 Der Petentin bzw. dem Petenten wird geraten, zunächst den Rechtsweg auszuschöpfen.

3.2 Die Eingabe oder Beschwerde wird für erledigt erklärt.

3.3 Die Eingabe oder Beschwerde wird, ohne auf die Sache einzugehen, zurückgewiesen.

3.4 Die Eingabe oder Beschwerde wird für ungeeignet zur weiteren Beratung erklärt.

3.5 Die Eingabe oder Beschwerde fällt nicht in die Kompetenz der Fach- oder Regional-Ausschüsse der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte und wird deswegen dem Eingabenausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft oder dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zugeleitet.

Petitum/Beschluss

Um Beratung wird gebeten.

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
Lokalisation Beta
Wilhelmsburg Rahmwerder Str. Langenhövel Langenhövel

Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.