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Eine weiterführende Schule für Rothenburgsort / Beiratsempfehlung vom 26.09.2017 / Stadtteilrat Rothenburgsort

Mitteilung öffentlich

Sachverhalt

Der Ausschuss für Wohnen und Stadtteilentwicklung hat in seiner Sitzung am 09.11.2017 die nachfolgend aufgeführte Vorlage einstimmig beschlossen.

Die Bezirksversammlung hat diesen Beschluss in ihrer Sitzung am 23.11.2017 bestätigt.

 

 

Der Stadtteilrat Rothenburgsort hat in seiner Sitzung am 26.09.2017 folgende Empfehlung ausgesprochen:

 

Durch die hohe Zahl zukünftiger Bauvorhaben in Rothenburgsort mit zusammen mehr als 1.500 prognostizierten neuen Wohnungen wird sich die Einwohnerzahl in den nächsten Jahren signifikant erhöhen. Für viele potenzielle Neubewohner ist ein entscheidender Faktor für die Wahl des Wohnstandortes auch die Versorgung mit Schulen in der näheren Nachbarschaft.

Daher hat der Stadtteilrat Rothenburgsort die Äußerungen des Bezirksamtsleiters Herrn Falko Droßmann und des Leiters des Fachamtes Stadt und Landschaftsplanung des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, Herrn Michael Mathe, auf der Sitzung des Stadtteilrates Rothenburgsort am 30. Mai 2017 mit Bestürzung zur Kenntnis genommen, dass die von der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) Hamburg bereits zugesagte Errichtung einer weiterführende Schule in Rothenburgsort wieder in Frage gestellt ist.

 

Der Stadtteilrat Rothenburgsort fordert mit Nachdruck, dass die Kriterien, nach denen in der Behörde für Schule und Berufsbildung über die Errichtung einer weiterführenden Schule entschieden wird, umgehend offen gelegt werden und dass der Stadtteil in den Entscheidungsprozess eingebunden wird. Aufgrund des deutlichen Wachstums von Rothenburgsort kann es aus Sicht des Stadtteilrates nur eine Entscheidung für eine weiterführende Schule geben!

 

Plenum:Ja-Stimmen: 35Nein-Stimmen: 0Enthaltungen: 1

Stadtteilrat:Ja-Stimmen: 14Nein-Stimmen: 0Enthaltungen: 0

Politik:Ja-Stimmen: 4Nein-Stimmen: 0Enthaltungen: 0

 

Es sind 14 Mitglieder des Stadtteilrats anwesend.

 

Der Antrag ist somit angenommen.

 

Stellungnahme des Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung (SL):

 

Wie in der Sitzung des Stadtteilrats am 30.05.2017 seitens des Bezirksamtes berichtet, erfolgt die Standortprüfung für neue Schulstandorte in fachlicher Verantwortung der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Das Mengengerüst von prognostizierten zusätzlichen Wohnungsbauvorhaben ist hierbei ein zentrales Kriterium. Das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung hat die derzeit als realistisch einzuschätzenden Prognosen im Sommer 2017 an die BSB weitergegeben. 

 

Die Beiratsempfehlung sollte zuständigkeitshalber direkt seitens der BSB beantwortet werden.

 

Die Bezirksversammlung wird um Bekräftigung und um entsprechende Weiterleitung an die Behörde für Schule und Berufsbildung mit der Bitte um zeitnahe Information und Erläuterung zur  Entscheidung über einen möglichen Standort für eine weiterführende Schule in Rothenburgsort gebeten.

 

Zusätzlich wird gebeten, einen Vertreter bzw. eine Vertreterin der BSB in den Stadtteilrat Rothenburgsort zu entsenden.

 

Um Beschlussfassung wird gebeten.

 

 

 

Die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) nimmt zu dem Beschluss mit Schreiben vom 05.02.2018 wie nachfolgend aufgeführt Stellung und hat darüber hinaus mitgeteilt, dass die BSB gerne nach den Märzferien eine Referentin bzw. einen Referenten in die Sitzung des Stadtteilrats entsenden wird:

 

„Die Darstellung des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung zu den geplanten Wohnungsbaupotentialen vom 01.08.2017 liegt der BSB vor und wurde intensiv geprüft. Von den aktuell benannten ca. 1.657 potentiellen Wohneinheiten sind nach den vorliegenden Angaben rund 788 Studentenwohnungen oder Wohneinheiten mit unklarer Projektplanung. Die verbleibenden 869 Wohneinheiten sind Standard-Wohnungen, die sich auch an Familien richten — nicht explizit an Senioren oder Studierende — und damit für die Schulentwicklungsplanung zu berücksichtigen. Langjährige Erfahrungen der BSB zeigen, dass rd. 800 Wohneinheiten etwa einen Zug pro Jahrgang an zusätzlichen Schülerinnen und Schülern bedeuten. D.h. die nach bisherigem Planungsstand in Rothenburgsort zu erwartenden zusätzlichen Schülerinnen und Schüler entsprechen somit nur einem zusätzlichen weiterführenden Zug pro Jahrgang in der Region (ca. 26 Schülerinnen und Schüler). Daraus lässt sich nicht annährend der Bedarf einer weiterführenden Schule ableiten.

 

Auch die Gesamtbetrachtung der Schülerzahlen in Rothenburgsort lässt keinen anderen Schluss zu. Unter Berücksichtigung des geplanten Wohnungsbaus ist künftig dauerhaft von vier Grundschulzügen auszugehen. Nach den bisherigen Erfahrungen wählen Kinder bzw. ihre Eltern in Rothenburgsort im Umfang von rund 1,5 Zügen nach Klasse 4 ein Gymnasium an und im Umfang von rund 2,5 Zügen eine Stadtteilschule.

 

Stadtteilschulen und Gymnasien sollen in Hamburg jeweils mindestens drei Parallelklassen haben. Tatsächlich hat sich diese schulgesetzlich festgelegte Untergrenze in der Praxis nicht bewährt. Durchschnittlich haben Gymnasien 4,5 Züge, Stadtteilschulen sogar 5,2 Züge (entspricht mind. 4000 Wohneinheiten). Um diese Werte zu erreichen, müssten in Rothenburgsort deutlich mehr Wohneinheiten errichtet werden, die sich auch an Familien richten. 

 

Darüber hinaus gilt in Hamburg das Recht der Eltern, für ihre Kinder eine Schule auszuwählen. Hamburg verzeichnet als attraktive Metropole mit vielfältigen Bildungsangeboten bereits seit Jahren einen kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs. Dieses geht mit wachsenden Schülerzahlen und einer stetig weiterzuentwickelnden Schulstandortplanung einher. Dabei bleibt über Jahrzehnte betrachtet das Elternwahlverhalten in zwei Aspekten sehr konstant:

 

Bei der Wahl der Grundschule wird i.d.R. eine wohnortnahe Grundschule gewünscht.

 

Bei der Wahl der weiterführenden Schule werden bewusst längere Wegzeiten in Kauf genommen. Hier ist nicht mehr die unmittelbare Nähe wichtig, sondern das pädagogische Profil einer Schule, die Angebotsvielfalt und die regionale Umgebung: Schulen in Stadtteilen mit niedrigem Sozialstatus werden in der Regel weniger häufig angewählt. Es ist nach allen Erfahrungen nicht davon auszugehen, dass Kinder aus benachbarten Stadtteilen zusätzlich in eine neue Schule in Rothenburgsort gehen würden. Die Erfahrungen zeigen, dass in allen Hamburger Stadtvierteln mit sozial niedrigem Status der Wunsch nach Schulbesuch in vermeintlich attraktiveren Stadtteilen mit höherem sozialem Status gegeben ist. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass auch weiterhin ein Teil der Rothenburgsorter Kinder nach der Grundschulzeit weiterführende Schulen der Umgebung besuchen will.

 

Bereits jetzt wechseln die Schülerinnen und Schüler nach der Grundschulzeit in Rothenburgsort u.a. an das Gymnasium Klosterschule, die Stadtteilschule Hamburg-Mitte, die Stadtteilschule Am Hafen, das Gymnasium Hamm und die Stadtteilschule Horn. Insgesamt werden bei der Schulentwicklungsplanung für die Schulregion 1 selbstverständlich alle Wohnungsbauplanungen in den Nachbarregionen in der Bedarfsermittlung berücksichtigt, auch die in Rothenburgsort. Damit ist sichergestellt, dass für alle Schülerinnen und Schüler aus Rothenburgsort ein attraktives und vielfältiges weiterführendes Schulangebot zur Verfügung steht.

 

Aufgrund der aufgeführten Rahmenbedingungen, insbesondere auch der geplanten Zahl an Wohneinheiten, sind in Rothenburgsort derzeit nicht die Voraussetzungen erfüllt, um eine weiterführende Schule planen und erfolgreich etablieren zu können.“

 

Petitum/Beschluss

Um Kenntnisnahme wird gebeten.