22-0704

Antwort: Horror Straßenkreuzung Neuhöfer Str. Ecke Reiherstieg Hauptdeich (Anfrage der AfD-Fraktion)

Anfrage nach § 27 BezVG

Sachverhalt

Fragestellerin: Nicole Jordan

 

Seit der Umgestaltung der Straßenkreuzung Neuhöfer Straße Ecke Reiherstieg Hauptdeich kommt es vermehrt zu schweren und schwersten Unfällen auf dieser Kreuzung.

 

Vor diesem Hintergrund stellen wir folgende Fragen:

 

Die Behörde für Inneres und Sport nimmt zur o.g. Anfrage der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte wie folgt Stellung:

 

 

  1. Werden die Unfälle an dieser Kreuzung Statistisch erfasst?

 

Unfälle an der Kreuzung Neuhöfer Straße Ecke Reiherstieg Hauptdeich werden in der Unfallauswertung statistisch erfasst.

Der Beantwortung der Fragen liegt eine Abfrage der Unfalldatenbank 'Elektronische Unfalltypensteckkarte' (EUSKa) vom 28. Januar 2020 zu Grunde. Die Daten für 2019 liegen bis November vor. Diese sind vorläufig. Für 2020 liegen noch keine Daten vor.

 

  1. Wenn ja, wie viele Unfälle gab es seit der Umgestaltung dieser Kreuzung?

 

Seit der Umgestaltung des Knotens wurden dort bis einschließlich November 2019 insgesamt 43 Verkehrsunfälle registriert.

 

  1. Was waren die Gründe der Unfälle z.B. über rot gefahren, falsche Fahrspur benutzt etc.?

 

Die meisten der Verkehrsunfälle waren Abbiegeunfälle, bei denen vom südlichen Arm nebeneinander nach links Abbiegende miteinander kollidierten. In der folgenden Tabelle werden die Hauptunfallursachen aller Beteiligten nach Gruppen zusammengefasst mit der jeweiligen Häufigkeit dargestellt.

 

Ursachengruppe

Häufigkeit

Nebeneinanderfahren

16

Abbiegen

6

Rotlichtverstoß

6

Abstand

4

Geschwindigkeit

3

Überholen

1

Wenden/Rückwärtsfahren

1

Sonstige Fehler des Fahrzeugführers

10

 

  1. Was war der Grund für die Umgestaltung der Kreuzung?

 

Der Knoten wurde im Zuge der geplanten Sperrung der Veddelkanalbrücke seitens Hamburg Port Authority (HPA) umgeplant und bereits ab April 2019 als Vorabtest und zur Kapazitätserhöhung in Betrieb genommen. Die Sperrung der Veddelkanalbrücke wird vermutlich in sechs bis zwölf Monaten stattfinden. Die Entscheidung seitens HPA steht hierzu noch aus.

 

Im Sommer 2021 soll der Knoten aufgrund der Ansiedlung des neuen Logistikzentrums überplant werden.

 

Allerdings wird dort auch der Deich erhöht. Dieses wird eine Verbreiterung der Sohle zur Folge haben. Die damit verbundenen baulichen und verkehrlichen Auswirkungen auf den Knoten sind bei VD 5 nicht bekannt.

 

  1. Hat sich der Verkehr nach der Umgestaltung verändert?

 

Eine hohe Belastung durch Schwerlastverkehr besteht auf dem Knotenpunkt bereits seit mehreren Jahren. Hier ist keine Veränderung eingetreten. Daher werden an dieser Stelle die Unfallphänomene detailliert betrachtet.

 

An dem Knoten Neuhöfer Straße / Reiherstieg Hauptdeich herrschte bis 2019 eine annähernd unauffällige Unfalllage, auch wenn der Knoten in 2016 und bis 2011 Unfallhäufungsstelle gewesen ist. In den Jahren 2016 bis 2018 wurden jeweils weniger als zehn Verkehrsunfälle (VU) registriert. Im Jahr 2019 bis einschließlich November stieg die VU-Zahl sprunghaft auf 46 an. Bei sieben VU kam es zu Personenschäden. In den beiden Vorjahren kam es zu keinen Personenschäden anlässlich von Verkehrsunfällen.

Hintergrund der veränderten Verkehrsunfalllage war eine durch die HPA initiierte Veränderung der Verkehrsführung am 07.04.2019.

Durch Beschilderung und Fahrbahnmarkierungen wurde im westlichen Zweig der dort vorhandene, in den Knoten hineinführende Linksabbieger-Fahrstreifen dem Gegenverkehr zugeordnet. Der Linksabbiegeverkehr wurde auf den bisherigen Geradeausfahrstreifen geführt, der Geradeausverkehr zusammen mit den Rechtsabbiegern auf den bisherigen Rechtsabbiegefahrstreifen.

Der Gegenverkehr in Richtung Westen wird jetzt in zwei Fahrstreifen links und rechts an der vorhandenen Verkehrsinsel vorbeigeführt. Aus allen drei Fahrtrichtungen wurden jeweils zwei Fahrstreifen in Richtung des westlichen Zweiges geführt.

Zudem wurde in Richtung Norden der zweite vom Knoten wegführender Fahrstreifen dem südwärts geradeaus geführten Verkehr zugeordnet.

Nach dem Umbau wurden im April 2019 insgesamt sechs VU registriert, von denen vier im Zusammenhang mit der neuen Verkehrsführung zu betrachten sind. In allen Fällen, dreimal beim Linksabbiegen aus südlicher Richtung kommend, einmal vor dem Rechtsabbiegen aus Fahrtrichtung Norden kommend, kam es zu Kollisionen von nebeneinander fahrenden Fahrzeugen. In allen sechs Fällen war jeweils mindestens ein Lkw beteiligt.

 


April '19
 

 

 

Der Baulastträger wurde daraufhin durch die Polizei aufgefordert, entgegenwirkende Maßnahmen zu ergreifen.

Am 25.04.2019 wurde der Schriftzug "PKW" als Piktogramme auf die jeweils linken Fahrstreifen aus Fahrtrichtung Norden, Osten und Süden aufgebracht und eine Rüttelmarkierung zur Trennung der Fahrstreifen im Südzweig ergänzt.

Im Mai 2019 wurden weitere acht VU registriert, vier davon durch Konflikte beim parallelen Linksabbiegen aus Fahrtrichtung Süden.

Im Juni 2019 wurde ein entsprechender VU registriert und ein weiterer im Geradeausverkehr Richtung Norden.

 

Mai '19, 8 VU
 


Juni '19, 4 VU
 

 

Anfang Juni 2019 wurde die Fahrbahntrennung im Westzweig durch eine Plastik Rüttelmarkierung ersetzt.

Im Juli 2019 wurden lediglich zwei VU polizeilich aufgenommen, einer davon in Folge falschen Einordnens im Westzweig mit Fahrtrichtung Osten.

 

Juli '19, 2 VU
 

 

Im August 2019 wurden wiederum sechs VU registriert, vier davon beim nebeneinander Linksabbiegen von Süden nach Westen, einer durch fehlerhafte Fahrstreifenwahl eines von Westen kommenden Verkehrsteilnehmers.


August '19, 6 VU
 

 

Auch im September und Oktober 2019 können jeweils zwei Unfälle auf die derzeitige Verkehrsführung zurückgeführt werden.

September '19, 6 VU
 


Oktober '19, 4 VU
 

 

Im November 2019 sind bisher drei von insgesamt sechs VU auf die Verkehrsführung zurückzuführen. Zwei davon bei dem schon bekannten Linksabbiegen im Südzweig vor dem Knoten durch einen Fahrstreifenwechsel.

 

November '19, 7 VU
 

 

Für den Dezember und Januar liegen bisher noch keine auswertbaren VU-Daten vor.

 

  1. Hat sich die Schwere der Unfallart verändert?

 

Die Unfallarten unterscheiden sich nicht in einer Form von Schwere.


Die folgenden Tabellen stellen für die Jahre 2017 bis 2019 jeweils den Zeitraum April bis November abbildend die Unfallarten und die Unfallkategorien mit deren Häufigkeit dar.

 

Unfallart

2017

2018

2019

Zusammenstoß mit Fahrzeug, das anfährt, anhält oder im ruhenden Verkehr steht

1

-

1

Zusammenstoß mit Fahrzeug, das vorausfährt oder wartet

2

4

7

Zusammenstoß mit Fahrzeug, das seitlich in gleicher Richtung fährt

1

-

23

Zusammenstoß mit Fahrzeug, das entgegenkommt

1

-

-

Zusammenstoß mit Fahrzeug, das einbiegt oder kreuzt

1

-

6

Abkommen von Fahrbahn nach rechts

1

-

2

Unfall anderer Art

-

-

4

 

Unfallkategorie

2017

2018

2019

Verkehrsunfall mit Schwerverletzten

-

-

2

Verkehrsunfall mit Leichtverletzten

-

-

5

Verkehrsunfall mit schwerem Sachschaden

-

-

2

Verkehrsunfall mit leichtem Sachschaden

7

4

34

 

  1. Wie viele Unfälle, gab es auf das Jahr gerechnet, vor der Umgestaltung?

 

Im Jahr 2017 wurden im Gesamtjahreszeitraum neun Verkehrsunfälle und 2018 im Gesamtjahreszeitraum sieben Verkehrsunfälle registriert.

 

 

Fazit

Die Daten der Unfallauswertung wurden bereits Anfang Januar 2020 an Hamburg Port Authority (HPA) übermittelt. Seitens HPA werden anlässlich eines bereits festgesetzten Ortstermins mit VD 5 und Polizeikommissariat 44 weitere Optimierungsmöglichkeiten initiiert.