22-1633

Stadttauben in Eimsbüttel - Taubenschläge an den Hotspots

Beschlussempfehlung Ausschuss

Letzte Beratung: 27.11.2025 Bezirksversammlung Ö 11.14

Sachverhalt

Bisherige Beratungsfolge

am

TOP

Drs.-Nr.

Ergebnis

BV(gem. Antrag der Volt- und der GRÜNE-Fraktion)

17.07.2025

9.7

22-1224

an Ausschuss überwiesen

GNU(gem. Antrag der Volt- und der GRÜNE-Fraktion)

17.09.2025

8.2

22-1224

vertagt

GNU(gem. Antrag der Volt-, der GRÜNE- und der SPD-Fraktion)

19.11.2025

8.1

22-1224

Empfehlungeinstimmig zugestimmt.

In Eimsbüttel leben mehrere Schwärme von Stadttauben, die sich an verschiedenen sogenannten Hotspots konzentrieren: Hochbahnviadukt zwischen Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum (Isemarkt), Bahnhof Dammtor, Osterstraße, Eimsbütteler Marktplatz, U-Bahnhof Schlump, S-Bahnhof Stellingen, Eidelstedter Platz. Stadttauben wurden früher als Nutztiere gehalten. Daher wurde ihnen eine hohe Vermehrungsrate (Brutzwang) sowie ihre sogenannte Standorttreue angezüchtet. Als die Menschen ihren Konsum auf andere Tiere umstellten, wurden viele Tauben ausgesetzt. Stadttauben sind Nachfahren entflogener und ausgesetzter Haustiere, die in der Stadt als Körnerfresser kaum artgerechtes Futter finden, woraus ein durchfallähnlicher Hungerkot und Verelendung resultieren.

Die (geplante) Etablierung der ersten betreuten Taubenhäuser (Taubenschläge) in Hamburg nach Vorbild des sogenannten Augsburger Modells in den Bezirken Nord, Mitte und Altona ist zu begrüßen. Betreute Taubenhäuser sind eine Win-win-Situationr alle: Die Gesundheit der Tauben verbessert sich aufgrund der artgerechten Fütterung erheblich. Die Tiere halten sich den Großteil des Tages am Taubenhaus auf und sind dadurch für die Menschen, die sich teilweise von ihnen gestört fühlen, weniger präsent. Der Kot ist aufgrund des guten Futterangebots nicht mehr flüssig und fällt zum überwiegenden Teil im Taubenhaus an, wodurch sich die Verschmutzung des öffentlichen Raums durch Taubenkot erheblich verringert. Zur Regulierung der Population werden im Schlag die Eier durch Kunststoffattrappen ausgetauscht mit dem Ziel, dass die Taubenpopulation stagniert und langfristig abnimmt. Insgesamt entschärft sich so die Situation an bspw. Bahnhöfen und Fußngerzonen, was zu einer Entlastung der Anwohnenden, Passant*innen und Gewerbetreibenden sowie zu einem Rückgang der Beschwerden führt.

Es ist zielführend, in Hamburg weitere betreute Taubenhäuser sukzessive an ausgewählten Tauben-Hotspots zu etablieren. Eimsbüttel als fortschrittlicher und tierfreundlicher Bezirk ist prädestiniert, hier aktiv zu werden. Aus tierschutzfachlicher Sicht ist es nicht vertretbar, zunächst die Ergebnisse der bereits laufenden bzw. der noch nicht errichteten Taubenhäuser abzuwarten.

r die langfristige Effektivität eines Stadttauben-Managements ist ein flächendeckendes konzertiertes Herangehen essenziell. Daher sollte ein Stadttaubenkonzept eingeführt werden, das den gesamten Bezirk Eimsbüttel in den Blick nimmt. Dieses kann bestenfalls als Vorbild für die sukzessive Etablierung eines hamburgweiten Stadttaubenkonzepts dienen, um so auftierschutzgerechte Weise zu einem positiven Miteinander von Stadttauben und Menschen hinzuwirken.

Zunächst sind an den dringlichsten Tauben-HotspotsTaubenhäuser aufzustellen. Insbesondere im direkten Umfeld der Hochbahnbrücke, wo der Isemarkt stattfindet, ist Handlungsbedarf. Weitere Standorte sollen mittelfristig im Rahmen des zu erarbeitenden Konzepts berücksichtigt werden. Darüber hinaus ist an Stellen ohne Taubenhaus ein ambulantes Eiertausch-Programm zu etablieren, um die Population weitgehend einzuschränken. Weiterhin sollten Bauunternehmen über den tierschutzgerechten Umgang mit Nestern/Küken aufgeklärt werden. Eine Aufklärungskampagne über die Wirkweise von Taubenhäusern und wie die Bevölkerung hier unterstützen kann, ist flankierend durchzuführen.

Der Kauf und die Aufstellung eines Taubenhauses ist mit ca. EUR 20.000 (reiner Anschaffungspreis) einzupreisen zzgl. standortbedingter Kosten z.B. für einen Kran zur Aufstellung. Hinzu kommen einmalige Kosten für die systematische Anlockung der Taubenin den Schlag und die fachkundige Vergrämung der im Umfeld befindlichen Nistplätze, damit die standorttreuen Tiere das Taubenhaus als neue Heimat akzeptieren.

Die jährlichen laufenden Kosten für Futter belaufen sich für einen Schwarm von 200 Tauben auf ca. EUR 3.000 bis 3.500. Personal- und Reinigungskosten sind bei den derzeit geplanten Taubenhäusern je mit ca. EUR 58.000 jährlich eingepreist. Diese laufenden Kosten sollten auch in Eimsbüttel bestenfalls durch die Stadt Hamburg getragen werden.

Die Kosten der Taubenhäuser amortisieren sich perspektivisch größtenteils durch die Einsparungen bei der Stadtreinigung. Durch ein kluges Finanzierungskonzept für Eimsbüttel verringern sich die Kosten durch Aufteilungunter denBetroffenen (u.a. Stadt, Bezirk, Deutsche Bahn, Hamburger Hochbahn, Markt- und Gewerbetreibende, weitere Anrainer sowie ggf. Wohnungsbaugesellschaften) für den Einzelnen erheblich. Zudem könnte durch Kooperation mit verschiedenen Partnern bspw. Patenschaften für einen Taubenhaus-Container übernommen oder die Container als Werbeflächen genutzt werden. Dies stellt das Stadttaubenkonzept positiv dar und verbessert das Image der Stadttauben in der Bevölkerung. Spenden von einzelnen Akteuren wurden bereits in Aussicht gestellt (u.a. Angelina Meinecke Stiftung i.H.v. EUR 15.000 für ein Taubenhaus am Schlump).

Petitum/Beschluss
  1. Die Bezirksamtsleitung wird gebeten, zur Entwicklung eines Stadttaubenkonzeptes im Bezirk Eimsbüttel für die aktuellen Hotspots (Isemarkt, S-Bahnhof Dammtor, Osterstraße, Eimsbütteler Marktplatz, Grindelhof/Uni, U-Bahnhof Schlump, S-Bahnhof Stellingen, Eidelstedter Platz) einen runden Tisch einzuberufen, also die Koordination für einen Termin mit den Vertretern der Parteien, Vertretern des Bezirksamtes, Vertretern der Hochbahn AG, Vertretern des Vereins Gandolfs Taubenfreunde e.V., des Vereins Hamburger Stadttauben e. V. und den jeweils an den unterschiedlichen Standorten betroffenen Anliegern und Gewerbetreibenden zu übernehmen. Die Zuständigkeit für die Gesamtkoordination des Prozesses, ebenso wie für die Standortsuche inklusive Ansprache potenzieller Standortgebenden soll beim Bezirksamt liegen.
  2. Zu Beginn soll der Bereich Isemarkt behandelt werden und dafür auch Vertretende der betroffenen Marktgemeinschaft eingeladen werden.
  3. Der in vorhergegangener Auseinandersetzung im Kerngebietsausschuss als zielführend ausgemachte Lösungsansatz der Errichtung von Taubenhäusern soll im Rahmen dieser Termine für die Umsetzung geplant werden. Dieser Lösungsansatz kann ergänzt werden um parallel angewandte Maßnahmen, wie z.B. dem Einsatz von Duftstoffen, um den Tieren Anreiz zu setzen, in die Taubenhäuser umzusiedeln.
  4. Folgende Schwerpunktfragen sollen im Rahmen des runden Tisches geklärt werden:
  1. Standort: Es sollen Standorte in der Nähe der Schwärme ausgewählt werden an denen neue Aufenthaltsräume für Tauben geschaffen werden können, die für die Umsetzung eines Eiertausch-Programms geeignet sind.
  2. Ausgestaltung: In Verbindung mit der Standortfrage ist zu klären welche Form und Größe die geplanten Aufenthaltsräume einnehmen sollen. Denkbar sind beispielsweise Container, Taubentürme, oder Einrichtungen auf Dächern. Hierbei ist zu beachten, dass mit den Maßnahmen in einem Bereich ausreichend Kapazität geschaffen werden muss, dass der gesamte ansässige Schwarm Platz finden kann.
  3. Finanzierung: Es ist ein Finanzierungskonzept für die Einrichtung und die laufenden Kosten der Umsetzung des Konzepts, insbesondere für den Betrieb von Taubenhäusern sowie das Eiertausch-Programm zu erarbeiten, sodass der langfristige Betrieb gesichert ist.

Hierbei sind Möglichkeiten zu entwickeln, um weitere Akteure wie die Deutsche Bahn, Hochbahn, Markt- und Gewerbetreibende, weitere Anrainer und Wohnungsbaugenossenschaften einzubinden und Spenden- und Sponsoringgelder nutzbar zu machen. Auch die Nutzung von Landes- und Bundesmitteln soll geprüft werden.

Die Nutzung von Sondermitteln der Bezirksversammlung zur Finanzierung der Taubenschläge wird ausgeschlossen.

  1. Das Stadttaubenkonzept, dass auch eine Informations- und Aufklärungskampagne der Bevölkerung beinhalten muss, soll auf Dauer angelegt sein und stets angepasst werden, wenn sich die Bedarfe ändern.
Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
27.11.2025
Ö 11.14
Anhänge

keine

Lokalisation Beta
Osterstraße Eimsbütteler Marktpl. Schlump

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