20-1986

Sondermittel „Marions Buch“

Beschlussempfehlung Ausschuss

Sachverhalt

Bisherige Beratungsfolge

am

TOP

Drs.-Nr.

Ergebnis

KGA (Antrag der Fraktionen von SPD und GRÜNEN)

05.12.2016

5.2

20-1932

Empfehlung einstimmig beschlossen

 

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Eimsbüttel letzter Wohnort vieler jüdischer Hamburger vor ihrer Deportation und Ermordung gewesen. Viele Geschichten der Menschen, die hier einst friedlich lebten, sind bereits erzählt worden. Mit dem Projekt „Marions Buch“ bietet die Geschichtswerkstatt einer Projektgruppe Raum, die Geschichte der Familie Baruch aus Eimsbüttel zu erzählen. Die drei Geschwister Marion, Rolf und Helga Baruch waren junge Menschen aus Eimsbüttel mit Träumen und einer Zukunft, die von den Nazis zerstört wurde.

Helga Baruch konnte nach Israel auswandern. Rolf Baruch starb beim Todesmarsch von Auschwitz. Über seinen Aufenthalt in der Haschara in Ahrensdorf gibt es einen Roman des Schweizer Autoren Urs Faes. Marion Baruch und auch ihr Vater wurden in Minsk ermordet. Zum Abschied bei der Auswanderung nach Israel schenkte Marion, die eine Design Schule besuchte und u.a. als Plakatmalerin bei den Kammerspielen arbeitete, ein Buch mit Zeichnungen.

Erstmal eine ganz „normale“ Geschichte einer Eimsbütteler Familie. Doch die Geschichte der Familie Baruch erzählt sich weiter. Helga Baruch, verheiratete Arna, bekommt sechs Kinder („Eins für jede Million.“), die wiederum selber Kinder bekommen. Über 50 Jahre später kommt ihr Enkelsohn als IT-Spezialist nach Eimsbüttel und entdeckt die Geschichte seiner Familie, findet Stolpersteine, Dokumente in den Stadtteilarchiven und kommt zu den Schauplätzen seiner Familiengeschichte.

Er findet Menschen, die über seine Familien geforscht haben und als schließlich bei Verwand-ten in Israel „Marions Buch“ auftaucht, will er die Geschichte seiner Familie erzählen. Eine Geschichte die exemplarisch für viele Eimsbütteler Juden ist, aber nun lebendig wird, weil sie eine Fortsetzung findet. Er will die Bilder ausstellen und darüber ein Buch machen, wendet sich an die Eimsbütteler Politik und Geschichtswerkstatt.

Die Geschichtswerkstatt Eimsbüttel nimmt die Idee, eine Ausstellung zu organisieren und ein Buch zu veröffentlichen, auf und will zum Monat des Gedenkens im Jahr 2017 diese zeigen bzw. veröffentlichen. Ergänzt wird die Ausstellung durch zahlreiche Rahmenveranstaltungen wie zum Beispiel einer Lesung des Schweizer Autors Urs Faes aus „Sommer in Brandenburg“ sowie einem Stadtteilrundgang zu Wohnorten der Familie Baruch.

Der Sondermittelantrag der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel ist in besonderer Weise unter-stützenswert, da hier nicht nur die Geschichte einer jüdischen Eimsbütteler Familie erzählt wird, sondern sie ein Projekt von Bürger*innen ist, die hier einen besonderen Beitrag zur Geschichte unseres Stadtteils leisten. Durch den Fund von „Marions Buch“ wird Einblick gewährt in die ganz persönliche Sichtweise eines Eimsbütteler Mädchens, das brutal von den Nazis hingerichtet wurde.

 

Petitum/Beschluss

1.Für die Realisierung der Ausstellung und die Druckkosten von „Marions Buch“ werden

 

€ 5.428,44

 

aus Sondermitteln zur Verfügung gestellt.

 

2.Nach der Vorstellung des Projektes „Marions Buch“ durch die Projektgruppe empfehlen wir, das Buch zweisprachig (deutsch/englisch) zu veröffentlichen. Die Bezirksversammlung erklärt ihre Bereitschaft, dafür einen zusätzlichen Druckkostenzuschuss aus Sondermitteln zu leisten, sofern die dafür nötigen Voraussetzungen erfüllt sind.

 

Anhänge

keine