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Realexperiment Parklets in Eimsbüttel: Aktueller Sachstand und Einschätzung

Mitteilungsvorlage der Verwaltung

Letzte Beratung: 02.07.2025 Mobilität Ö 5.1

Sachverhalt

Auf Grundlage der Drs. Nr. 21-2077 und Dr. Nr. 21-2497 besteht seit November für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Nachbarschaftsinitiativen die Möglichkeit, einen Antrag auf kostenlose Sondernutzung für ein Parklet auf einem oder zwei Kfz-Parkständen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu stellen (als Einzelparklet mit 12qm oder Doppelparklet mit 24 qm). Das „Realexperiment Parklets in Eimsbüttel“ wurde zunächst für die Dauer von fünf Jahren beschlossen. Zudem wurde ein Förderbudget von 10.000 € zur Verfügung gestellt, aus dem Einzelparklets mit bis zu 1000 € und Doppelparklets mit bis zu 2000 € gefördert werden können. Informationen für Interessierte zu den Anforderungen und Fördermöglichkeiten finden sich auf dem Website-Eintrag des Bezirks Eimsbüttel zum Thema Parklets. Neben nachbarschaftlich initiierten Parklets, die auf der oben genannten Grundlage realisiert wurden, wurden in Eimsbüttel auch drei bezirkliche Parklets realisiert, die außerhalb des bereitgestellten Förderbudgets finanziert wurden.

Im zweiten Halbjahr 2024 wurde der Zustand aller zu dem Zeitpunkt bestehenden Parklets durch eine Begehung und punktuelle Beobachtungen erfasst. Darüber hinaus wurden Interviews mit den Initiativen sowie mit einem Verein, der das bezirkliche Parklet in der Lenzsiedlung betreut, geführt, um Erfahrungswerte zu Antrag, Betrieb, Nutzung und Akzeptanz der Parklets zu eruieren. In dieser MdV wird zusammenfassend über den so erhobenen Sachstand berichtet.

  1. Parklets in Eimsbüttel: Stand September 2024 Frühjahr 2025

Ende 2024 gab es fünf nachbarschaftlich initiierte sowie drei bezirklich initiierte Parklets. Zweider nachbarschaftlichen Parklets (Faberstraße und Hellkamp) wurden von den Gruppen nur bis April 2025 betrieben. Die Elemente wurden danach von anderen Initiativen weitergenutzt. Ein weiteres Parklet war im Herbst 2024 bereits genehmigt, wurde aber erst im April 2025 aufgebaut. Aktuell (Stand Mai 2025) gibt es somit vier nachbarschaftliche und weiterhin die drei bezirklichen Parklets. Alle nachbarschaftlichen Parklets befinden sich im Kerngebiet im Stadtteil Eimsbüttel, während die bezirklichen Parklets in Lokstedt (Lenzsiedlung und Grelckstraße), und Schnelsen (Frohmestraße) stehen.

Die nachbarschaftlichen Parklets wurden überwiegend aus den bereitgestellten bezirklichen Mitteln gefördert. Ein Parklet wurde ohne bezirkliche Förderung errichtet. Von denbereitgestellten Sondermitteln der Bezirksversammlung stehen nun noch ca. 2600 € zur Verfügung, wobei bereits ein Sondernutzungs- und Förderantrag für ein weiteres nachbarschaftliches Doppelparklet vorliegt, der aktuell bearbeitet wird.Zudem gibt es eine weitere Anfrage.

Die bezirklichen Parklets wurden jeweils in unterschiedlichen Zusammenhängen initiiert: Das Parklet in der Frohmestraße wurde und wird im Zuge desRahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung“ (RISE) finanziert und von dem beauftragten Gebietsentwickler GOS GmbH betreut, unterstützt durch Patenschaften vor Ort. .Das Objekt in der Grelckstraße wurde im Rahmen des Projekts „Klimafreundliches Lokstedt sowie „Verkehrslabor Grelckstraße in einer Bauaktion gebaut und über Mittel aus dem Verkehrslabor finanziert. Es wird von einem Immobilienverwalter vor Ort betreut. Das Parklet Julius-Vosseler-Straße vor dem Bürgerhaus Lenzsiedlung wurde als bezirkliches Parklet vom Klimaschutzmanagement des Bezirksamtes initiiert und in Kooperation mit dem Verein Lenzsiedlung e. V. errichtet, der das Parklet nun betreut. Weitere Informationen dazu finden sich in der MdV 22-2207 zur Umgestaltung der Julius-Vosseler-Straße.

Der bauliche Zustand war im September 2024 bei allen Parklets gut, d. h. stabil und ohne größere optische Mängel, abgesehen von einer erwartungsgemäßen Alterung des Materials bei den schon länger bestehenden Parklets. Die Bepflanzung variierte von sehr gut, d. h. artenreich und dicht (bei mehreren nachbarschaftlichen Parklets) bis gut, d. h. grundsätzlich in Ordnung, aber ggf. mit einzelnen cken. In einem Fall wurde auf Aufforderung des Bezirksamtes nachgepflanzt, da die Begrünung aufgrund von Vandalismus zwischenzeitlich sehr lückenhaft war. Bei mehreren Parklets, darunter die Frohmestraße, wurde die Bepflanzung im Frühjahr 2025 erneuert bzw. aufgefrischt. Der Pflegezustand war bei allen Parklets grundsätzlich gut.

Die Eckdaten zu den Parklets sowie Laufzeiten und Verlängerungen sind der tabellarischen Übersicht im Anhang zu entnehmen (s. Anlage 1)

  1. Anträge, Betrieb und Akzeptanz der Parklets

Die meisten der nachbarschaftlichen Parklets gehen auf die Initiative von Hausgemeinschaften bzw. Zusammenschlüssen von direkten Nachbarinnen und Nachbarn zurück. In zwei weiteren Fällen haben sich Studierende bzw. ein Freundeskreis zusammengetan, von denen jeweils ein Teil vor Ort wohnte. Allen Parklet-Gruppen war die Motivation gemeinsam, einen Begegnungsort für die Nachbarschaft zu schaffen, in einigen Fällen gabenzudemder Wunsch nach gemeinsamem Gärtnern, Klimaschutz bzw. -anpassung sowie Forschungsinteresse einen weiteren Anstoß.

Der Kostenrahmen von bis zu 2000 €rdergeld für ein Doppelparklet wurde in einem Fall als auskömmlich, in anderen Fällen dagegen als knapp beschrieben. So wurde erwähnt, dass auch eigene finanzielle Mittel im niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich notwendig waren, u. a. für Bepflanzung, Aufwertung der Parklets durch weitere Ausstattung oder auch den Abtransport nicht mehr benötigter Elemente.

Die Pflege der Parklets wird von den Gruppen insgesamt als gut machbar bewertet. Verschmutzungen durch vereinzelten Müll, Regen und Bäume seien durch regelmäßiges Säubern gut zu bewältigen. Die Grünpflege wird als unterschiedlich aufwändig eingeschätzt von „pflegeleichter als gedacht“ bis hin zu „Bepflanzung ist schon Arbeit, aber sie bringt die Leute zusammen“. Bei zwei nachbarschaftlichen Parklets wurde von Vandalismus berichtet (v. a. Abschneiden / Entwenden von Pflanzen), während dies bei anderen kein Thema ist.

Zur Pflege und Instandhaltung der bezirklichen Parklets lassen sich die folgenden Erfahrungswerte zusammenfassen: Bei dem Parklet in der Lenzsiedlung wird von einem hohen Pflege- und Instandhaltungsaufwand durch die intensive Nutzung berichtet. Ein Nachbar fühlt sich für die Pflege verantwortlich, außerdem hat der Verein Lenzsiedlung e. V. das Parklet im Blick. Für das bezirkliche Parklet in der Grelckstraße hat eine vor Ort ansässige Hausverwaltung die Patenschaft übernommen und führt regelmäßig kleinere Instandhaltungsmaßnahmen aus. In der Frohmestraße ist der beauftragte Gebietsentwickler für das RISE-Gebiet Schnelsen zuständig, die GOS GmbH. Im Frühjahr 2025 wurde durch den Gebietsentwickler eine Neubepflanzung beauftragt, zuvor wurden die Oberflächen durch das Bezirksamt gereinigt. Eine Eisdiele vor Ort übernimmt die Bewässerung, ein Bewohner die Pflanzenpflege.

Die Erfahrungen bezüglich Akzeptanz und Nutzung der Parklets von den Nachbarschaftsinitiativen sind überwiegend positiv. Einzelne negative Kommentare, in denen vor allem der wegfallende Parkraum und die Sorge um Lärmbelästigung geäert wurde, tten sich mit der Zeit gelegt. Eine Gruppe berichtete von Anfeindungen und Vandalismus. Die negative Resonanz äerte sich auch in Beschwerden beim Bezirk. Das Bezirksamt prüfte daraufhin die Aufstellung, die keine Abweichungen von den Vorgaben ergab. Lediglich die Bepflanzung war lückenhaft. Der darauffolgenden Aufforderung zur Nachpflanzung kam dieGruppe kurzfristig nach.In wenigen weiterenllen wurden Rückfragen von Anliegerinnen oder Anliegern an das Bezirksamt gestellt, die geklärt werden konnten.

Die Initiativen regten an, eine Art Tafel oder Plakette seitens des Bezirksamtes zur Verfügung zu stellen, auf der die bezirkliche Förderung des Parklets dargestellt wird, um Unklarheiten bezüglich der Rechtmäßigkeit der Parklets zu vermeiden. Im BezirkHamburg-Nord gibt es dies bereits (s. Abb 2)[1]. In einigen Fällen haben die Gruppen selbst einen Aushang an ihrem Parklet angebracht, meist mit einer Kontaktadresse.


Abb. 2: Infotafel des Bezirksamtes Hamburg-Nord (links), Hinweistafel der Initiative in der Bellealliancestraße in Eimsbüttel (rechts). © Bezirksamt Eimsbüttel

Insgesamt wurden von den nachbarschaftlichen Parklet-Gruppen jedoch überwiegend positive Erfahrungen hinsichtlich Nutzung und Akzeptanz der Parklets geschildert. So wurde z. B. von Nachbarinnen oder Nachbarn berichtet, die Pflanzen vorbeibrächten und sich für das Parklet bedankten, von neuen Kontakten, Studierenden, die dort lernten oder Familien, älteren und jüngeren Leuten sowie Berufstätigen, die dort Pause machten. Neben der alltäglichen Nutzung der Parklets berichteten Initiativen auch von Aktionen, wie einem Spieletreff, gemeinsamen Essen, gemeinsamemrtnernoder einem Geo-Cache am Parklet. Einige Gruppen erwähnten auch Aktionen in der kälteren Jahreszeit. In mehreren Interviews wurde die Einschätzung formuliert, dass das Parklet die Hausgemeinschaft gestärkt und mehr Kontakte und Gemeinschaft in den Nachbarschaften ermöglicht habe. Einige Parklets, insbesondere das am Standort Eppendorfer Weg, waren zudem regelmäßig Anlaufpunkt von Exkursionen und Gruppen, die sich zum Thema Parklets informieren wollten.

Bei den bezirklichen Parklets wird aus der Lenzsiedlung ebenfalls von einer regen Nutzung des Parklets berichtet, vor allem vormittags und nachmittags nach Schul-ende. Dies sei aufgrund der intensiven Nutzung von bis zu 40 Personen nicht immer ganz konfliktfrei. Insgesamt wird das Parklet jedoch als gute Chance für die Siedlung eingeschätzt. Der Verein Lenzsiedlung e. V. bespielt das Parklet ab und zu mit Aktionen wie Konzerten. In der Grelckstraßesst sich vor allem an Markttagen eine rege Nutzung beobachten. Auch das Parklet Frohmestraße wird gut angenommen und dient außerdem als Informationspunkt zum RISE-Gebietsentwicklungsprozess.

3. Einschätzung und Empfehlungen

Das Realexperiment bietet engagierten Hausgemeinschaften, Nachbarschaften sowie weiteren Initiativen eine Möglichkeit, grüne Begegnungsorte für die Nachbarschaft zu schaffen, die von allen kostenfrei genutzt werden können. Die Begehungen und Interviews haben gezeigt, dass dieses Ziel in fast allen Beispielen realisiert werden konnte. Die unterschiedlichen beschriebenen Nutzungen und Aktionen zeigen großes Engagement, Kreativität und die Bereitschaft der Initiativen, sich für die Nachbarschaft einzusetzen, trotz des zeitlichen und z. T. auch finanziellen Aufwands, die mit der Verantwortung für ein Parklet einhergeht.Die Parklets werden augenscheinlich gut angenommen und bieten Treffpunkte für ganz unterschiedliche Alters- und Zielgruppen, bereichern das Stadtgrün und ermöglichen neue Kontakte sowie eine Stärkung des Miteinanders in der Nachbarschaft.

Dabei bleiben einzelne Rückfragen und Beschwerden nicht aus. Dies ist in dicht bebauten Gebieten wie dem Kerngebiet von Eimsbüttel nicht verwunderlich, in dem auf engem Raum unterschiedliche Ansprüche an den öffentlichen Raum aufeinandertreffen. Gemessen an der bisherigen Laufzeit von gut dreieinhalb Jahren gab es jedoch gegenüber dem Bezirksamt nur eine geringe Beschwerdelage. Auch die Initiativen berichten mit einer Ausnahme davon, dass sich anfängliche Kritik nach einiger Zeit gelegt habe.

Hilfreich für ein erfolgreiches Parklet, das als Begegnungsort in der direkten Nachbarschaft funktioniert, ist so legen es die geführten Interviews nahe eine gute Vernetzung der Initiatoren in ihrer direkten Nachbarschaft und die Unterstützung des Parklets durch eine größere Hausgemeinschaft bzw. mehrere Beteiligte aus der Nachbarschaft. Auch die Bespielung des Parklets mit kleinen nachbarschaftlichen Aktionen, eine regelmäßige Präsenz und das aktive, freundliche Zugehen auf Anliegerinnen und Anlieger können zur Akzeptanz und vielfältigen Nutzung beitragen.

Parklets, die auf bezirkliche Initiative entstehen, können ebenfalls eine Bereicherung für den Ort darstellen. Voraussetzung dafür ist eine Betreuung vor Ort, die sich um Bewässerung, Pflege und kleinere Reparaturen kümmern.

Die Möglichkeit des Engagements, die sowohl die selbst organisierten als auch die bezirklichen Parklets bieten, knüpft auch an das Handlungsfeld „Netzwerke und Kommunikation“ des Integrierten Klimaschutzkonzeptes und die „Ideenschmiede aus dem Jahr 2023 an, bei der Initiativen aus Eimsbüttel eingeladen waren, sich mit Ideen und Aktionen in den lokalen Klimaschutz einzubringen.

Es wird daher empfohlen, das Realexperiment über die vorgesehene Laufzeit hinaus fortzusetzen und dafür ggf. bezirkliche Fördermittel zur Verfügung zu stellen.

Dabei sollten einige Anpassungen vorgenommen werden, um die Initiativen zu unterstützen und Probleme durch ungünstige Standorte oder geringe Akzeptanz zu vermeiden.gliche Ansatzpunkte für eine Unterstützung der Initiativen wären eine Beratung zu Beginn des Prozesses zu Themen wie Standort, Antragstellung, Kosten und Aufwand, baulichen und gärtnerischen Fragen sowie zur Vernetzung und Akzeptanz in der Nachbarschaft. Auch eine Checkliste und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung wie sie z. B. bereits für Parklets im Bezirk Hamburg-Nord zur Verfügung stehen, können hilfreich sein, um den Prozess der Antragstellung zu vereinfachen.

Petitum/Beschluss

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
02.07.2025
Ö 5.1
Lokalisation Beta
Faberstraße Lokstedt Grelckstraße Frohmestraße Parklet Faberstrasse Julius-Vosseler-Straße Bellealliancestraße Eppendorfer Weg

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