20-2716

Fällung einer 200 Jahre alten Blutbuche am Möhlenort 3, Eidelstedt (II)

Kleine Anfrage gem. § 24 BezVG

Sachverhalt

06.01.2017

Lfd. Nr. 102 (20)

 

Kleine Anfrage nach § 24 BezVG des Mitglieds der Bezirksversammlung, Burkhardt Müller-Sönksen (FDP)

 

Fällung einer 200 Jahre alten Blutbuche am Möhlenort 3, Eidelstedt (II)

 

Die Kleine Anfrage wird wie folgt beantwortet:

 

 

 

Sachverhalt:

Auf die Kleine Anfrage Nr. 101 wurde auf die Fragen 3.-5. folgende Antwort gegeben (Satznummerierung eingefügt)

 

(1) Der Baum war von einem holzzersetzenden Pilz befallen.

(2) Von allen bekannten Pilzarten ist der Riesenporling in der Fachwelt am meisten gefürchtet.

(3) Er tritt an der Stammbasis und an den Wurzeln auf und beeinträchtigt die Stand- und Bruchsicherheit in erheblichem Maße.

(4) Der Baum unterlag seit geraumer Zeit einem Monitoring durch Verwaltungsmitarbeiter und einem externen Gutachter.

(5) Die letzten Untersuchungen ergaben, dass die Standsicherheit nicht mehr gegeben war und das Sicherheitsrisiko nicht mehr zu verantworten war.

(6) Bei einem vergleichbaren Fall im Bezirk Wandsbek kamen durch den Umsturz einer vermeintlich vitalen Buche zwei Menschen ums Leben.

(7) Aus diesem Grund war der Baum unverzüglich zu fällen.

(8) Die Unterlagen zu dem Baum können bei Bedarf im Fachamt eingesehen werden.

 

Ich frage die Bezirksamtsleitung:

 

  1. Im ersten Satz der Antwort wird mit einem „unbestimmen Artikel“ ausgesagt

[Der Baum war von einem holzzersetzenden Pilz befallen.]

 

Hierbei wird ausdrücklich nicht die genaue Spezies des Pilzes bei der Rotbuche erwähnt.

 

Im zweiten und dritten Satz wird wiederum ohne Bezug auf diesen Baum (!) eine allgemeine Aussage eine Pilzart getroffen:

 

[Von allen bekannten Pilzarten ist der Riesenporling in der Fachwelt am meisten gefürchtet. Er tritt an der Stammbasis und an den Wurzeln auf und beeinträchtigt die Stand- und Bruchsicherheit in erheblichem Maße.]

 

Hat diese 200 Jahre alte Blutbuche am Möhlenort 3 in Eidelstedt die Pilzart „Riesenporling“ gehabt?

 

Ja.

 

  1. Zu Satz 4. frage ich präzise nach,

 

  1. Seit wann erstmals und dann jedes Datum einzeln danach bis zum Datum der „Fällentscheidung“ wurde ein Monitoring durch Verwaltungsmitarbeiter durchgeführt?

 

Die Buche wird seit Bestehen der Grün- und Erholungsanlage Möhlenort bei den monatlichen Begehungen der Anlage in Augenschein genommen.

03.12.2015: Erste Dokumentation des Befalls.

10.12.2015: Begehung durch externen Baumsachverständigen und Verwaltungsmitarbeitern.

25.08.2016: Begehung durch externen Baumsachverständigen und Verwaltungsmitarbeitern.

 

  1. Seit wann erstmals und dann jedes Datum einzeln danach bis zum Datum der Fällentscheidung wurde ein Monitoring durch einen Gutachter durchgeführt?

 

a)      10.12.2015: Begehung durch externen Baumsachverständigen.

b)      25.08.2016: Begehung durch externen Baumsachverständigen.

 

  1. Wie waren die „Schadbilder“ bei den jeweiligen Monitorings zu Ziffer a. und b. bei den jeweiligen Daten?

 

a)      10.12.2015: Elf Fruchtkörper des Riesenporlings auf der Ostseite.

b)      25.08.2016: Rückgang der Vitalität.

 

  1. Wie wurden die Feststellungen „Riesenporling“ fachlich begründet.

 

Die Pilzfruchtkörper des Riesenporlings wurden an und zwischen den Wurzelanläufen der Buche festgestellt.

 

  1. Wie wird die Bildung der auf den Fotos 2 und 3 sichtbaren Adventivwurzeln gewertet?

 

Adventivwurzeln sind eine Reaktion auf den Abbau der vorhandenen Wurzeln.

 

  1. Haben sich als Schadensbild beim Riesenporling „Fruchtkörper“ gebildet?

 

Ja.

 

  1. Wenn die Frage 1. f. mit Ja beantwortet wird, warum kann man diese am Baumstumpf nicht erkennen?

 

Die Fruchtkörper des Riesenporlings sind nicht dauerhaft. Der vorschreitende Holzabbau ist anhand der Verfärbungen und Linien im Stammquerschnitt erkennbar.

 

  1. Auf welche Weise wurde der Riesensporling „erkannt“? Wurde an der Wurzel des Baumes eine fachgerechte Einschätzung vorgenommen?

 

Identifikation der Pilzfruchtkörper. Ja.

 

  1. Worin genau im Detail bestand die fachgerechte Einschätzung?

 

Auftreten der Pilzfruchtkörper des Riesenporlings auf ca. 50% des Wurzelbereichs einhergehend mit Vitalitätsverlust in der Baumkrone. Hinzuziehen externer Sachverständiger.

 

  1. Wenn die Frage 1. h. mit ja beantwortet wird, durch wen?

 

Mitarbeiter des Bezirks und  2 externe Sachverständige.

 

  1. Wenn die Frage 1. h. mit ja beantwortet wird, welche Wurzeln waren beschädigt?

 

50 % des Wurzelbereichs der Buche.

 

  1. Zu Satz 5 frage ich präzise nach:

 

In der Literatur wird die Frage der Verkehrssicherheit von Riesensporlingsbefall von der Verbreiterung der Adventivwurzeln abhängig gemacht, welche zu einer Verbreiterung von Stammfuß und Wurzelteller einen großen und sicheren Verankerungshebel darstellen. In wie weit wurde dieses bei dieser konkreten „Fällentscheidung“ berücksichtigt?

 

Dies wurde in der Einschätzung durch die Sachverständigen berücksichtigt.

 

  1. Zu Satz 6 frage ich nach, welche genauen Erkenntnisse in Bezug auf Riesensporglingsbefall und Adventivwurzeln im fachlichen Sinne der Verwaltung aus Wandsbek bekannt sind, dass sie als Referenz für eine „Fällentscheidung von „vergleichbar“ spricht? Nicht jede Buche mit einem Riesensporlingsbefall und Adventivwurzeln ist verkehrsunsicher.

 

Erkenntnisse aus Windwürfen von Buchen im Innocentiapark und Erfahrungen der externen Gutachter. Riesenporlingsbefall in Kombination mit erkennbaren Vitalitätsrückgang lassen auf keine ausreichende Standsicherheit der Bäume schließen.

 

  1. Zu Satz 7:

 

  1. Wann wurde die Fällentscheidung getroffen und

 

Am 25.08.2016.

 

  1. wann wurde diese durchgeführt?

 

Am 19. und 20.12.2016.

 

  1. Welchen materiellen Wert ermisst die Verwaltung für eine gesunde Rotbuche von ca. 200 Jahren? Gerundet auf € 1000.

 

Hierzu hat die Verwaltung keine Daten.

 

  1. Wie teuer war die Fällung und Beseitigung der Rotbuche und aus welchem Haushaltstitel wurde sie ausbezahlt?

 

Fällkosten 2.201,50 Euro. PSP Element  3-21603010-100009.02.

 

Petitum/Beschluss

ohne

 

Anhänge

keine