Eimsbüttel 2040: Wachstum gestalten lebenswertes Eimsbüttel Entwicklungsziele und Räumliches Leitbild Beschlussempfehlung für die Bezirksversammlung
Anlass und Zielsetzung
Eimsbüttel ist ein attraktiver und bereits dicht besiedelter Bezirk, der weiter wächst. Es gilt, das Wachstum aktiv zu gestalten und sich für die aktuellen und die zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen vorzubereiten.
Das Bezirksamt steht vor der Herausforderung jährlich etwa 1.050 Wohneinheiten zu genehmigen, sollte sich dieser Trend fortsetzen. Dieses würde hochgerechnet bis 2040 insgesamt ca. 25.000 Wohn-einheiten bedeuten. Es sind jedoch nicht nur entsprechende Flächen für Wohnraum, sondern darüber hinaus eine leistungsfähige, technische, soziale und grüne Infrastruktur für die heutigen und zukünftig zu erwartenden Einwohner zur Verfügung zu stellen.
In Eimsbüttel soll konsequent eine Strategie der „doppelten Innenentwicklung“ verfolgt werden, die nicht angewiesen ist auf den Rückgriff auf neue Orte, sondern vor allem die Potenziale an bestehenden Orten, und hierbei insbesondere entlang der Magistralen, der Nähe der Stadtteilzentren und den Schnellbahnen sieht. Doppelt bedeutet hier, das mit dem „Mehr“ möglichst auch ein „Besser“ im Sinne einer Qualifizierung des Vorhandenen einhergehen soll.
Die Bezirksentwicklungsplanung (BEP) als ein breit angelegtes Planungsinstrument für den Bezirk wird mit dem Räumlichen Leitbild 2040 untersetzt. Insofern sind das räumliche Leitbild und die Bezirksentwicklungsplanung Konzepte, die sich gegenseitig ergänzen und gemeinsam Eimsbüttel 2040 bilden. Die Bezirksentwicklungsplanung 2014-2018 zeigt die wesentlichen Leitlinien auf und benennt die beiden zentralen Herausforderungen: “die Stadt wächst” und “die Zusammensetzung der Stadtgesellschaft verändert sich.“ Der Bezirk muss sich darauf einstellen, dass dies weiterhin gelten wird.
Es stellt sich für Eimsbüttel die Aufgabe, einerseits möglichen Zuwachs an baulicher Nutzfläche auszuloten und Nachverdichtung mit Augenmaß und intelligenten Transformationsstrategien umweltverträglich und zukunftsorientiert zu gestalten. Gleichzeitig muss es gelingen, vorhandene Qualitäten und Charakteristika des Raumes zu erkennen und zu bewahren, die freiräumliche Versorgung zu sichern und die sozialen, stadtgesellschaftlichen Aspekte angemessen zu berücksichtigen.
Ziel des räumlichen Leitbilds Eimsbüttel 2040 ist es, eine koordinierte, übergreifende städtebauliche Entwicklungsperspektive in qualitativer und quantitativer Hinsicht aufzuzeigen und langfristig eine Orientierung für die zukünftige Entwicklung des Bezirks zu schaffen, um Eimsbüttel auch unter dynamischen Wachstumsbedingungen weiter lebenswert zu erhalten. Es soll damit Bauen und Soziales zusammenbetrachtet werden.
Eimsbüttel 2040 - Prozess
Der Prozess zum Leitbild startete im Sommer 2016 und wurde seitdem mit den Büros bgmr und yellow z erarbeitet. Die Fachbehörden, die benachbarten Bezirke und die Umlandgemeinden in Schleswig-Holstein wurden mit verschiedenen Fachworkshops und die Bürgerinnen und Bürger mit einer umfangreichen Öffentlichkeitsbeteiligung, die vom Büro Zebralog konzipiert und begleitet wurde, eingebunden. Der Stadtplanungsausschuss sowie eine Arbeitsgruppe mit politischen Vertretern begleitete den Prozess fortwährend, ferner wurde ein eigener Fachworkshop mit den politischen Vertretern durchgeführt.
Einen wichtigen Teil des Prozesses bildete der Bürgerdialog „Eimsbüttel 2040 - weiter wachsen, aber wie?“. Die Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, sich zu Qualitäten und möglichen Änderungsbedarfen des Bezirks zu äußern und konnten auf einer Karte online unter www.eimsbüttel2040.de Orte von besonderer Qualität oder solche mit Entwicklungsbedarf eintragen.
Parallel dazu wurde eine Umfrage zu den Themen Mobilität und Infrastruktur, Wohnen, Einkaufen, Freiraum und Grün, Soziales, Freizeit und Arbeiten durchgeführt. Damit sollte herausgefunden werden, an welchen Orten sich die Bürgerinnen und Bürger im Alltag wohl fühlen und wo sich etwas verändern sollte.
Die fünfwöchige Online-Beteiligung wurde von einer Reihe Informationsständen auf Wochen- und Weihnachtsmärkten an verschiedenen Orten des Bezirks begleitet, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. An vier Schulen im Bezirk wurden außerdem Workshops mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt, um auch jüngere Bevölkerungsgruppen zu erreichen.
Vom 14. Dezember 2016 bis 23. Januar 2017 konnten online und vor Ort Hinweise abgegeben werden. Vom 07. November 2017 bis zum 30. November 2017 wurden der Leitbildplan und die sieben Handlungsfelder von dem Räumlichen Leitbild Eimsbüttel 2040 online präsentiert und ein Stimmungsbild zu der Bedeutung der sieben Handlungsfelder eingeholt.
Der Bericht und die Ergebnisse sind in die Erstellung des Leitbilds für den Bezirk Eimsbüttel eingeflossen.
Ergebnisse
In dem Prozess wurden vier übergeordnete Ziele formuliert, die helfen sollen, das Wachstum des Bezirks aktiv zu gestalten und die gleichzeitig die landschaftsschonende und sozialverträgliche Entwicklung Eimsbüttels sicherstellen sollen.
Qualitätsvolle Grünflächen
Es soll künftig mehr Stadt an bestehenden Orten geben, das heißt auch: Die Eimsbütteler Landschaftsachse aus Grünzügen, Forst, Parks und Wasserflächen, die sich mitten durch den Bezirk zieht, bleibt Eimsbüttels starkes Rückgrat. Als verbindendes Element der Stadtteile sollen die Landschaftsachse und ein sich über den Bezirk erstreckendes Netz aus kleineren Grünflächen zum Beispiel durch bessere Wegeverbindungen gestärkt und für alle leichter zugänglich und erlebbarer werden.
Lebendige Kerne
Urbane Kerne zeichnen sich durch eine gute Mischung aus Einkaufen, Wohnen und Aufenthaltsqualität (z.B. attraktive öffentliche Plätze) aus. Die Zentren in den Stadtteilen sollen in diese Richtung konsequent entwickelt werden. Ziel ist es, durch dichtere und höhere Bebauung auch Zentren attraktiv als Einkaufsstandort und gleichzeitig als Wohnstandort zu machen.
Neue Schnellbahnen
Der Ausbau des Schnellbahnnetzes ist der stärkste Motor für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Sie schaffen ein attraktives Angebot für das veränderte Mobilitätsverhalten der Menschen. Vor allem Lokstedt und Stellingen können von dem geplanten Bau der U 5 profitieren, Eidelstedt und Schnelsen von der Elektrifizierung der AKN-Strecke nach Kaltenkirchen und der Ausbau zu einer S-Bahn (S 21).
Attraktive Magistralen
Die großen Verkehrsachsen bieten künftig durch den Rückgang von Lärm und Emissionen gute Entwicklungsperspektiven. Magistralen und Hauptverkehrsstraßen sollen so umgestaltet werden, dass sie urbane, attraktive Straßen mit Aufenthaltsqualität sind. Die baulichen Nutzungen in der zweiten Reihe profitieren von besserem Lärmschutz.
Um diese vier Ziele zu erreichen, wurden sieben Handlungsfelder erarbeitet:
- Profilierte Landschaft:
Die zentrale Landschaftsachse als verbindendes Element für alle Stadtteile und die Flächen des Grünen Netzes sollen zugänglicher und erlebbarer gestaltet werden.
- Vielfältige Netze und Wege:
Es soll ein umweltverträgliches, gleichzeitig attraktives und verbessertes Mobilitätsangebot für alle Verkehrsteilnehmer geschaffen werden.
- Starke Kerne:
Die urbanen Kerne/Zentren dienen der Begegnung, Nachbarschaft und Inklusion in den Quartieren und sind die Anker der Identität sowie Motor der Entwicklung.
- Qualifizierte Infrastruktur:
Die sozialen, gesundheitsförderlichen verkehrlichen und grünen Infrastrukturen sollen sich mit der Verdichtung mitentwickeln.
- Integrierte Arbeitswelten:
Die Gewerbestandorte und kleinteilige lokale Ökonomien sollen als integrale Teile des urbanen Gefüges verstanden werden und mit einer höheren Nutzungsdichte und Attraktivität Angebote für die Nachbarschaft machen.
- Urbane Straßen:
Mit gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern, einer hohen Aufenthaltsqualität sowie belebten Erdgeschosszonen sollen neugestaltete Urbane Straßen neben höherer Dichte auch ein Mehr an städtischer Qualität gewährleisten.
- Lebendige Quartiere:
Die Mischung der Quartiere hinsichtlich Eigentums – und Wohnformen, Nutzungen und Altersstruktur der Bewohner soll vielfältig sein und jedes Gebäude hat zur Quartiersentwicklung beizutragen.
Eimsbüttel 2040 soll für den künftigen konkreten Diskurs in den Quartieren eine fachlich gestützte Grundlage – für die Stadtentwicklung sowie für die Entscheidungen in den politischen Gremien und die Zusammenarbeit mit Investoren und anderen privaten Akteuren – schaffen. Der Leitbildplan soll richtungsweisende Vorgaben aufzeigen für die gewünschte räumliche Entwicklung Eimsbüttels vor dem Hintergrund des Einwohnerwachstums, dem Trend „Zurück in die Stadt der kurzen Wege“, steigender Konkurrenz um Unternehmen und Fachkräfte, Umweltbelange und Mobilitätsanforderungen.
Das Räumliche Leitbild mit seinem Leitbildplan und seinen Zielen und Handlungsfelder wie auch die Bezirkliche Entwicklungsplanung und somit Eimsbüttel 2040 ist dabei als stetiger Prozess zu begreifen. Es gilt aus Eimsbüttel 2040 einerseits die richtigen Schlüsse für die weitere Entwicklung des Bezirks und dessen Teilräume und Quartiere zu ziehen sowie andererseits die Erkenntnisse aus den einzelnen Teilräumen und Quartieren wieder in Eimsbüttel 2040 zu integrieren und dadurch den Prozess permanent zu erneuern.
Der Stadtplanungsausschuss empfiehlt der Bezirksversammlung, den Entwicklungszielen und dem Leitbildplan Eimsbüttel 2040 zuzustimmen.