Ehemaliges US-Generalkonsulat, Alsterufer 27/28: Weitere Verwendung des ehemaligen Gauhauses der NSDAP - Änderungsantrag
Was in Hamburg nicht allgemein bekannt ist: Die Villen Alsterufer 27 und 28 wurden von 1934 bis Kriegsende von der NSDAP als Hauptsitz genutzt. Errichtet 1882 und 1893 nach den Plänen von Martin Haller wurden sie umgebaut und miteinander verbunden und dienten als Zentrale für die Gauleitung unter Karl Kaufmann.
Karl Kaufmann, im Mai 1933 zum „Reichsstatthalter“ ernannt, organisierte von hier aus den nationalsozialistischen Terror in Hamburg. Im Herbst 1933 ließ er das Konzentrationslager Fuhlsbüttel einrichten. 1941 initiierte er die Deportation der jüdischen Bevölkerung. Kaufmann hatte einen direkten Draht zu Adolf Hitler.
Nach dem Krieg war Kaufmann bis 1948 im ehemaligen KZ Neuengamme interniert. Dann passierte nichts. In den 1950er Jahren wurde er Teilhaber des Versicherungsunternehmens Otto Wolff, gegründet vom ehemaligen „Gauwirtschaftsberater“ Otto Wolff. Die guten Verbindungen der NS-Zeit funktionierten auch in Hamburg lange nach Kriegsende. Karl Kaufmann musste sich nicht vor Gericht verantworten. Er starb 1969 unbehelligt in Hamburg.
Zwischen Alsterufer und Rothenbaumchaussee befand sich mit nahezu 50 Institutionen das „Regierungsviertel“ der Hamburger Nationalsozialisten. Lediglich am Budge-Palais, ebenfalls nach den Entwürfen von Martin Haller erbaut, der heutigen Hochschule für Musik und Theater, hängt eine Tafel, die an die Geschichte der vermögenden jüdischen Familie Budge erinnert und daran, wie das Palais in den Besitz der Hansestadt überging (Quelle: Herbert Diercks, Rund um die Alster, Hamburger Geschichte des Nationalsozialismus, KZ-Gedenkstätte Neuengamme).
Die Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus hat sich Hamburg abtrotzen lassen. Über die Verantwortlichen, Nutznießer, Täter und Hintergründe fehlen zumeist die Informationen. Das trifft besonders für eines der teuersten Viertel in einem zentralen Teil der Stadt zu.
Die Geschichte der Stadtteile Harvestehude und Rotherbaum im Nationalsozialismus ist bis heute nicht sichtbar. Deshalb bietet der Verkauf der Doppelvilla am Alsterufer 27/28 eine Möglichkeit, diese Jahre, die im Übrigen nicht von hanseatischer Zurückhaltung gegenüber dem Nationalsozialismus geprägt sind, wie gerne kolportiert wird, vor Ort zu dokumentieren. In einem NS-Dokumentationszentrum, wie es 2015 in München realisiert wurde, was wünschenswert wäre, oder in kleinerer Version in einer Institution der FHH, die mindestens einen Teil der Doppelvilla der Dokumentation des NS-Terrors in Hamburg widmet.
Die Bezirksversammlung stellt fest, dass es wünschenswert wäre die Sichtbarkeit der Erinnerungskultur bezüglich der benannten Objekte zu stärken.
A) Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten,
B) Die Bezirksamtsleitung wird gebeten,
Burkhardt Müller-Sönksen und FDP-Fraktion
Sascha Geshake und CDU-Fraktion
Gabor Gottlieb und SPD-Fraktion
keine