Zukunftsbaumliste
Große Anfrage der BAbg. Wegner, Emrich, Zaum und der CDU-Fraktion
Der Klimawandel stellt alle vor große Herausforderungen. Neben der Notwendigkeit von effektiven und weltweiten Maßnahmen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs und der Reduzierung von CO2, geht es auch um Anpassungen von Mensch, Tier und Natur mit den veränderten Bedingungen zu leben.
Viele Bäume, insbesondere Straßenbäume, leiden aufgrund von sehr hoher Wärme und zu wenig Niederschlag unter Stress, was auch die jährlichen Baumfälllisten des Bezirks deutlich machen. Bereits heute muss auf die künftigen Veränderungen des Klimas reagiert werden, indem neue Bäume gepflanzt werden, die widerstandsfähig sind und auch bei neuen klimatischen Verhältnissen gedeihen können.
Das Bezirksamt beantwortet die Große Anfrage vom 19.05.2023 wie folgt:
Vor diesem Hintergrund fragen wir:
1) Gibt es im Bezirksamt oder in der zuständigen Behörde eine „Zukunftsbaumliste“, aus der sich Baumarten ergeben, die unter den zukünftig zu erwartenden bzw. bereits aktuellen klimatischen Bedingungen in Deutschland besonders gut zum Nachpflanzen geeignet sind? Wenn nein, warum nicht und wann wird sich das Bezirksamt damit beschäftigen?
In enger Zusammenarbeit mit der Fachbehörde, der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) und Baumschulen werden bereits seit vielen Jahren verschiedene Baumgattungen, -arten und -sorten hinsichtlich ihrer Eignung mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen, insbesondere am Straßenstandort, zurechtzukommen untersucht. Dies ist ein länger andauernder Prozess. Das Bezirksamt pflanzt bereits seit einigen Jahren an ausgesuchten Standorten entsprechende Bäume.
2) Legt das Bezirksamt seinen Nachpflanzungen von Bäumen ggf. andere „Zukunftsbaumlisten“ zugrunde, die weder vom Bezirk noch der zuständigen Behörde erarbeitet wurden? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
Nein, für die Straßenbäume wird mit der genutzten GALK-Liste auf langjährige Beobachtungen und Versuche zurückgegriffen.
3) Wenn das Bezirksamt seinen Nachpflanzungen Listen im Sinne der Fragestellungen zu 1. und/oder 2. zugrunde legt, welche Baumarten sind in den Listen jeweils enthalten und welche Baumarten wird das Bezirksamt künftig in Bergedorf pflanzen bzw. nachpflanzen?
Insbesondere im Straßenbereich werden Ahorn, Hainbuche, Weißdorn, Gingko, Amberbaum, Rotesche, Eichenarten, Zürgelbaum, Zellkove, Lindensorten und Eisenholzbaum gepflanzt.
In Waldbereichen werden vermehrt Kirsche, Hainbuche, Elsbeere, Baumhasel, Esskastanie, Schwarznuss, Roteiche, Flatterulme, Robinie, Speierling, Weißtanne und Küstentanne gepflanzt.
4) Welche Kriterien legt das Bezirksamt bei der Auswahl der konkret nachzupflanzenden Baumart im Detail zugrunde?
In erster Linie sind die Standortverhältnisse, wie z.B. Bodenstruktur und -beschaffenheit, verfügbarer Wurzelraum, infrastrukturelle Umgebung, angrenzende Bebauung sowie Entwicklungsmöglichkeiten für die nächsten Jahrzehnte, entscheidend.
Im Wald müssen die ausgewählten Baumarten darüber hinaus nachhaltig bestandsbildend sein und die Waldstrukturen sichern.
5) Welchen Stellenwert räumt das Bezirksamt der Bedeutung heimischer Baumarten, im Vergleich zu Baumarten aus anderen Regionen/Ländern, ein?
Heimische Baumarten bzw. hier etablierte, eingebürgerte Bäume werden auch in Zukunft einen hohen Stellenwert haben und im Zuge von Nachpflanzungen berücksichtigt werden, zumal einige heimische Baumarten auch eine gewisse Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Bedingungen haben. Allerdings kann man sich angesichts des Klimawandels nicht davor verschließen Baumarten aus trockneren, heißeren Regionen zu etablieren, die dann evtl. letztendlich hier heimisch werden.
Im Forst dürfen ausschließlich Bäume genutzt werden, die in Versuchsanbauten über Jahrzehnte ihre Tauglichkeit im gegebenen Standort und Klima sowie ihre Umweltverträglichkeit nachgewiesen haben.
6) Inwiefern wurden Aspekte und Ansprüche der heimischen Tierwelt bei der Auswahl der zukunftsfähigen Baumarten berücksichtigt?
Primär werden die in der Antwort zur Frage 4 genannten Aspekte berücksichtigt.
Im Rahmen der Beobachtung neuer Bauarten wird neben den Wuchseigenschaften etc. auch die ökologische Spannbreite dokumentiert, wie z. B. Blüte, Frucht.
Bei den genutzten Bauarten sind keine negativen Auswirkungen auf die Biodiversität bekannt. Aktuelle wissenschaftliche Arbeiten haben darüber hinaus, z.B. bei der Roteiche und Douglasie, positive Teilaspekte für die Biodiversität ermittelt.
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