20-1275

Eine bezirkliche Kleiderkammer ist weiter nötig - beschlossene Fassung

Beschlussvorlage

Sachverhalt

 

Im Bezirk Bergedorf gibt es seit 1. November 2015 eine zentrale bezirkliche Kleiderkammer. Diese wurde auf dem Höhepunkt der Zureise von Flüchtlingen nach Hamburg im Friedrich-Frank-Bogen 25 eingerichtet, um der großen Ad-Hoc-Nachfrage nach Bekleidung sowie der großen Spendenbereitschaft der Bergedorferinnen und Bergedorfer gerecht zu werden. Der Betrieb der bezirklichen Kleiderkammer war zunächst bis zum 31. Oktober 2017 vorgesehen. Mittlerweile ist der Zustrom der Menschen deutlich zurückgegangen.

 

Und dennoch: In Bergedorf leben zurzeit ca. 3.800 Personen in Einrichtungen für geflüchtete Menschen (Stand: Juli 2017), Tendenz steigend. Viele von ihnen sind weiterhin auf die Solidarit der Bergedorferinnen und Bergedorfer angewiesen. Zwar wird die Erstaufnahmeeinrichtung (EA) in der Osterrade bereits nicht mehr genutzt und die Wohnunterkunft am Friedrich-Frank-Bogen voraussichtlich bis zum Ende des Jahres geschlossen. Trotzdem werden Ende 2017 und über 2018 hinweg, deutlich mehr Menschen mit kürzlicher Fluchterfahrung in Bergedorf leben, als heute.

Die Gründe sind zum einen die Einrichtung von Unterkünften am Binnenfeldredder (Bünt) sowie nahe dem Unfallkrankenhaus Boberg. Außerdem wird die Unterkunft mit der Perspektive Wohnen „Am Gleisdreieck“ mit 2.500 Ptzen Ende 2017 ihre volle Kapazität erreichen. Viele der dortigen Plätze werden aus den bestehenden Unterkünften in Bergedorf befüllt jedoch längst nicht alle. Die in den bisherigen Bergedorfer Unterkünften freiwerdenden Plätze werden aus anderen Bezirken nachbelegt. Es werden dann über 5.000 Menschen in den Einrichtungen in Bergedorf leben.

 

Somit entsteht gerade bis Ende 2017 und Anfang 2018 ein Versorgungsbedarf für benachteiligte Menschen, die neu nach Bergedorf kommen und hier örtlich noch nicht orientiert sind zutzlich zu den bisherigen Nutzerinnen und Nutzern der Kleiderkammer.

 

Darüber hinaus wurden in Bergedorf, nach dem kürzlich vorgelegten Orientierungs- und Verteilungsschlüssel (OVS) zur Flüchtlingsunterbringung, deutlich mehr Menschen untergebracht, als es dieser vorgibt. Demnach leben in Bergedorf über 2.100 Menschen mehr in Einrichtungen, als nach dem OVS vorgesehen. Dieser Überhang wird sich erst allmählich abbauen.[1] In Bergedorf besteht somit zunächst ein deutlich erhöhter und zeitlich länger andauernder Bedarf in den Unterstützungssystemen, wie der Kleiderkammer, als anderswo und als zurzeit der Entscheidung zur Einrichtung der Kleiderkammer (aus der ersten Jahreshälfte 2015) vorhergesehen.

 

Die beteiligten Akteure sind sich unterdessen einig und haben sich darauf verständigt, dass die Kleiderkammer längstens bis zum 31.12.2018 betrieben werden soll. Es ist, wie beschrieben und nach heutigem Stand, absehbar, dass nur bis zu diesem Zeitpunkt ein erhöhter Versorgungsbedarf in Bergedorf besteht. Ab 2019 sollten die üblichen Netzwerke und Angebote die Versorgung benachteiligter Bergedorferinnen und Bergedorfer ohne die Unterstützung einer zentralen bezirklichen Kleiderkammer  meistern können.

 

Die Kleiderkammer ist der Zielgruppe wohl bekannt. Sie ist ein beständiger Anlaufpunkt, um notwendige Bedarfe zu decken. Zurzeit verzeichnet die Sprungbrett gGmbH, als vom Bezirksamt beauftragter Betreiber der Kleiderkammer, täglich ca. 40 50 Nutzerinnen und Nutzer, vornehmlich geflüchtete Personen aus den Wohnunterkünften in Bergedorf.[2] Zudem steht die Kleiderkammer auch wohnungslosen Menschen zur Verfügung und schafft hierüber zusätzliche Momente niedrigschwelliger Begegnung zwischen den Zielgruppen der Kleiderkammer und hilft, Vorbehalte abzubauen.

 

Die Kleiderkammer ist zukünftig montags bis donnerstags von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, freitags von 8:00 bis 16:00 Uhr. Somit können auch Flüchtlinge in Sprach- oder Integrationskursen das Angebot der Kleiderkammer bequem nutzen. Es können pro Person zwei Mal im Monat bis zu sechs Kleidungsstücke und Heimtextilien von der Kleiderkammer bezogen werden. Die Annahme von Kleiderspenden ist auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.

 

Die bezirkliche Kleiderkammer erhält weiterhin zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung. Darüber hinaus beliefert die zentrale Kleiderkammer von Hanseatic Help die bezirkliche wöchentlich, vor allem mit Hygieneartikel.

 

Das Personal für den Betrieb der Kleiderkammer stellt die Sprungbrett gGmbH über das Projekt STAFFEL (Soziale Teilhabe durch Arbeit für junge Erwachsene, Flüchtlinge und erwerbsfähige Leistungsberechtigte) der FIT gGmbH (Gesellschaft zur Förderung der Integration und inklusiven Teilhabe). Die Kleiderkammer soll zukünftig mit zehn festen Vollzeitstellen aus dem genannten Projekt betrieben werden. Die Kleiderkammer versorgt somit nicht nur benachteiligte Menschen, sondern gibt zehn von ihnen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und einen Einstieg in den Arbeitsmarkt.

 

Ungeklärt ist bisher die Frage der Finanzierung der Miet- und Nebenkosten für die Räumlichkeiten am Friedrich-Frank-Bogen 25. Entsprechend der Vereinbarung des derzeit bestehenden Mietvertrages würden sich die Mietkosten für weitere 14 Monate auf 15.000,- Euro belaufen. Davon entfielen 2.200,- Euro auf die Monate November und Dezember 2017 sowie 12.800,- Euro auf das Jahr 2018. Die Nebenkosten beliefen sich zudem auf 26.000,- Euro für die vorgesehenen 14 Monate. Davon entfielen 3.800,- Euro auf die Monate November und Dezember 2017 sowie 22.200,- Euro auf das Jahr 2018.

r den weiteren Betrieb der bezirklichen Kleiderkammer Bergedorf bis zum 31.12.2018 werden nach bisherigem Stand somit insgesamt 41.000,- Euro benötigt.

 

 

 

 

 

Petitum/Beschluss

 

Die Bezirksversammlung Bergedorf möge daher beschließen:

 

1.Die Bezirksversammlung wird den weiteren Betrieb der bezirklichen Kleiderkammer
Bergedorf für den Zeitraum 1.11.2017 31.12.2018 in Höhe von 41.000 € aus den
Mitteln der festen Aufstockung des Quartiersfonds II (Reste 2017) bereitstellen.

 

2.Das Bezirksamt Bergedorf berichtet der Bezirksversammlung über die Verwendung
der Mittel sowie im Frühjahr 2018 dem Fachausschuss für Soziales, Gesundheit und
Integration über den weiteren Betrieb der Kleiderkammer Bergedorf.

 

 

Anhänge

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