Denkmalschutz in Bergedorf
Letzte Beratung: 10.08.2020 Kulturausschuss Ö 6
Auskunftsersuchen der BAbg. Mirbach, Jobs, Gruber, Heilmann, Westberg - Fraktion DIE LINKE
Bergedorf ist ein stark wachsender Bezirk Hamburgs. Hier wurden in den letzten Jahren ehemalige Industrieflächen bebaut oder werden noch bebaut. Das trifft insbesondere für die Keimzelle der Industrialisierung Bergedorfs entlang des Schleusengrabens zu. Es gilt also jetzt die letzten Industriebauten in den Blick zu nehmen, um ihren Erhalt als Denkmäler sicherzustellen. Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass immer wieder Häuser, die unter Denkmalschutz stehen, verkommen oder ohne Beteiligung des Denkmalschutzamtes verändert werden, ob sie sich nun im Sachsentor oder in den Vier- und Marschlanden befinden.
Die letzten Industriedenkmäler im Bezirk: |
FIS ID[1] |
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1. |
Kurt-A-Körber-Chaussee 39e, 25 Gaswerk von 1907 vier Gebäude |
25997 zwei Gebäude, 27459, 27460 |
2. |
Kurt-A-Körber-Chaussee 73, Fabrikkomplex 1910 erweitert 1927 |
29665 |
3. |
Weidenbaumsweg 139, Fabrikgebäude 1938/39 |
27745 |
4. |
Stuhlrohrstraße 10, Fabrikanlage 1890 |
27794 |
5. |
Richard-Linde-Weg 21f, Wasserturm 1906/07, Laut Bergedorfer Zeitung ist ein Anbau geplant. |
26245
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Eine Reihe historischer Gebäude mit völlig unterschiedlichem Zustand der Gebäude. |
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6. |
Reetwerder 1-3, Wohn- und Geschäftshaus 1903 / 04 Problem: Leerstand und Verwahrlosung |
25992 oder 31030
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7. |
Alte Holstenstraße 45/47, Wohn- und Geschäftsgebäude 1890 Problem: Langer Leerstand 1.Stock |
27710
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8. |
Sachsentor 17, Wohn- und Geschäftshaus 18. Jh. |
27978 |
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Beispiel für eine gravierende Veränderung eines Baudenkmals. |
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9. |
Reinbeker Weg 21, Villa und Einfriedung 1886 Problem: Anbau von Stahlbalkons mit neuen Fenstern / Türen. Die Einfriedung wurde teilweise entfernt. |
29819
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Ein Beispiel für den Verfall von Baudenkmälern in den Vier und Marschlanden. |
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10 |
Hower Hauptdeich 133a (135), Bauernhaus (Wohnwirtschaftsgebäude) 1870 / 1911 |
29770
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Mit unserem Auskunftsersuchen wollen wir eine unserer Meinung notwendige Diskussion über den Denkmalschutz in Bergedorf anstoßen.
Die Behörde für Kultur und Medien nimmt zum Auskunftsersuchen vom 28.01.2020 wie folgt Stellung:
Dazu fragen wir die zuständige Behörde:
Zu 1. und 2.:
Der Zustand der Baudenkmäler (ca. 1.000) im Bezirk Bergedorf unterscheidet sich nicht vom Zustand der Baudenkmäler in den übrigen Bezirken Hamburgs. Es gibt hervorragend gepflegte Objekte und Objekte mit Handlungsbedarf.
Zu 3.:
1. Das Gebäude wurde in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt saniert.
2. Das Denkmalschutzamt war 2019 mit einem Vorhaben in der Umgebung (Nr. 63) befasst. Es liegt keine wesentliche Beeinträchtigung des Baudenkmals vor.
3. Das Denkmalschutzamt war 2019 mit zwei Vorhaben in der Umgebung bei Nr. 137 und 141 befasst. In beiden Fällen liegt keine wesentliche Beeinträchtigung des Baudenkmals vor.
4. Das Gelände an der Stuhlrohrstraße befindet sich derzeit in der planerischen Abstimmung. Ein Wettbewerbsverfahren für das gesamte Quartier wurde bereits durchgeführt. Dabei war der Erhalt der Halle gewünscht, unter Verzicht auf tiefgreifende Eingriffe wie bspw. Aufstockung oder Öffnung des Daches.
5. Von einem Anbau ist dem Denkmalschutzamt nichts bekannt.
6. Das Denkmalschutzamt bemüht sich gegenwärtig um eine Begehung.
7. Das Gebäude weist große technische Mängel auf. Das Denkmalschutzamt hat den Eigentümer aufgefordert, als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen ein Gutachten erstellen zu lassen.
8. Wegen unsachgemäß durchgeführter Baumaßnahmen hat das Denkmalschutzamt den Bauherren veranlasst, einen Statiker hinzuzuziehen, der die statische Sicherung des Gebäudes durchgeführt hat. Seither ruht die Bautätigkeit. Das Denkmalschutzamt hat den Bauherrn dazu veranlasst, Gutachten zur technischen Situation und der baulichen Genese zu fertigen, um eine Grundlage für die weiteren Entscheidungen zu schaffen. Ein Abbruchantrag liegt vor, der derzeit geprüft wird.
9. Zum Ausbau des Dachgeschosses wurde ein Zugang an der Nordseite gewährt. Nachträgliche Vorbauten und später eingebaute Fenster in der Nordfassade wurden rückgebaut. Jeweils eine Fensteröffnung pro Geschoss wurde zur Tür umgebaut und Balkone in zeitgemäßer Architektur angeordnet.
10. Aufgrund der Untätigkeit des Eigentümers wurde das Verfahren zur Anordnung von Sicherungsmaßnahmen aufgenommen.
Zu 4. und 5.:
Denkmalschutzamt und Bezirk arbeiten in bewährter Weise konstruktiv zusammen. Es ist ein Jour Fixe zur Fallbesprechung eingerichtet.
Zu 6.:
Dem Denkmalschutzamt sind derzeit keine weiteren Fälle im Sinne der Fragestellung im Bezirk Bergedorf bekannt.
Zu 7.:
Das HAW-Gebäude, ehemals Fachhochschule Bergedorf für Produktions- und Verfahrenstechnik (erbaut 1962-1972 durch die Architekten Heinz Graaf, Peter Schweger & Partner) wurde im Sommer 2019 als Denkmal eingetragen. Dies ist bei den künftigen Planungen zu berücksichtigen. Die aktuellen Unterhaltungsmaßnahmen und baulichen Aufgaben (u.a. Schaffung eines zweiten Fluchtwegs und barrierefreier Zugänglichkeit) werden im Einvernehmen mit dem Denkmalschutzamt geplant.
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