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Wie lange sehen unsere Kinder noch Biene Maja und Willi fliegen? Bienenpopulation in Altona Große Anfrage der SPD-Fraktion

Große Anfrage öffentlich

Sachverhalt

Bienen spielen in unserem ökologischen System eine bedeutende Rolle. Sie bestäuben nicht nur die landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und erhalten so die Ernten in und um Hamburg, sie stellen außerdem die Artenvielfalt in der Natur sicher. Der Erhalt von Wild- und Nutzpflanzen ist nur durch ihre Bestäubung garantiert und Insekten sowie auch andere Tiere, die diese als Nahrungsquelle nutzen, würden ohne die Bienen verhungern.

 

In der jüngsten Vergangenheit war jedoch in den breiten Medien zu lesen, dass die Wild- und Honigbienen in ihrer Existenz bedroht sind. Dies liege unter anderem an den Einwirkungen der Klimaerwärmung, an landwirtschaftlicher Monokultur und dem Einsatz von bestimmten Pflanzenschutzmitteln. Außerdem würden viele Bienenvölker unter dem Befall von Schädlingen wie der Varroamilbe und anderen Krankheiten leiden.

 

Durch die Nahrungsknappheit für die Bienenvölker auf dem Land und ihre geringere Widerstandsfähigkeit – u.a. hervorgerufen durch die in der Landwirtschaft verwendeten Neonikotinoide – lässt sich zurzeit eine „Landflucht“ der Bienen in die Städte feststellen. Obwohl dies nicht natürlich ist und die Bienen auf dem Land sehr viel eher gebraucht werden, gilt es, den Bestand von Honig- und Wildbienen in Altona zu sichern und zu vergrößern, um den Tieren höhere Überlebenschancen zu ermöglichen.

 

Die nichtdomestizierten Bienen brauchen Unterstützung von menschlicher Seite, um Lebensraum zu finden und starke Völker hervorzubringen. Außerdem ist es wichtig, die Altonaer Bürgerinnen und Bürger in diesen Prozess einzubinden, um ein Bewusstsein zu schaffen und die Normalisierung des Imkerns voranzutreiben. Der Bezirk Altona muss Räume für Bienenvölker und Privatpersonen, die imkern wollen, bereitstellen. So entstehen gemeinschaftlich genutzte Gebiete, in denen mit Bienen in kleinem Rahmen gearbeitet wird. Um beim Umgang mit den Bienen Verletzungen zu vermeiden, sollten staatlich geförderte Schulungen angeboten werden, damit die Betreuung der Bienenvölker verantwortungsvoll und mit dem nötigen Respekt abläuft.

 

Im Zuge des Artenschutzes und der Rettung der Bienen ist es dringend notwendig, die Lage im Bezirk Altona zu untersuchen und neue Handlungsspielräume für einen stärkeren Bienenschutz zu erfassen. Nur durch den Erhalt der Bienen können wir auch für folgende Generationen eine artenreiche Welt und vor allem eine stabile Umwelt erhalten.

 

Die Bienen sind für uns – ob privat oder in der Landwirtschaft – und für unser Dasein ungemein wichtig und müssen im Bezirk Altona erhalten und geschützt werden!

 

Das Bezirksamt Altona beantwortet die Fragen wie folgt:

 

  1. Ist dem Amt bekannt, ob es staatlich geförderte Schulungen zum richtigen Umgang mit Bienen sowie zur Bienenzucht und -haltung in Hamburg, der Metropolregion Hamburg und den angrenzenden Bundesländern gibt?

 

1.1  Wenn ja, bitte die Städte, Projekte und Organisatoren der Schulungen benennen.

1.2  Wenn nein, sieht das Bezirksamt darin eine Möglichkeit, dem Bienensterben entgegenzuwirken?

 

Zu 1:

Entsprechende Schulungen werden vom Landesverband Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker e.V. (Sitz: Bad Segeberg) angeboten.

 

  1. Welche Standorte kann der Bezirk im öffentlichen Raum zur Aufstellung von Bienenvölkern für Privatpersonen und Vereine zur Verfügung stellen? Welche Gebiete in Altona sind für die Bienenhaltung schon in Benutzung? Bitte nach Standort, Zeitraum und Nutzer aufschlüsseln.

 

Zu 2:

In Altona wurden im Ausschuss für Grün, Naturschutz und Sport im Februar 2017 insgesamt zehn Flächen in öffentlichen Parkanlagen für das Aufstellen von Bienenkörben beschlossen. Standorte: Rissener Landstraße, Marienhöhe Streuobstwiese, Marienhöhe Wiesengrund, Hirschpark, Flottbeker Drift, Brachvogelweg, Hauptfriedhof Altona, Volkspark Dahliengarten, Volkspark Schulgarten, Volkspark Tutenberg. Zusätzlich wurde eine Genehmigung für den Westerpark erteilt.

 

Sondernutzungserlaubnisse zur Aufstellung von Bienenvölkern 2017:

 

Hauptfriedhof Altona                  15.06 – 15.07.2017

 

Hauptfriedhof Altona                    20.05 – 25.07.2017

 

Hirschpark                                 01.03. – 31.08.2017

 

Rissener Landstraße 182                 15.06. – 15.09.2017

 

Rissener Landstraße 182                 01.12.2016 – 30.09.2017

 

Altonaer Volkspark                  21.06 – 18.08.2017

 

Westerpark                                       01.03. – 31.10.2017

 

Die Antragsteller bzw. Nutzer werden aus Gründen des Datenschutzes nicht genannt.

 

  1. Hat das Bezirksamt sowohl die personellen wie auch finanziellen Kapazitäten und Ressourcen, um auf öffentlichen Grünflächen Saatgut von bienenfreundlichen Blumen zu säen?

 

Zu 3:

Es ist nicht zielführend lediglich Saatgut von bienenfreundlichen Blumen zu säen, da hierdurch keine mittelfristige Verbesserung der pflanzlichen Vielfalt zu erreichen ist. Es können verschiedene Methoden zur Vermehrung der Artenvielfalt gewählt werden. Die Methoden sind unterschiedlich aufwändig und die Größe der angedachten Flächen ist für den Ressourceneinsatz entscheidend. Von daher kann die Frage nach den Ressourcen nicht konkret beantwortet werden.

 

3.1 Wenn ja, wo werden diese Flächen bepflanzt?

 

Zu 3.1:

Im Altona wurden sechs Musterflächen mit einer Größe von ca. 2400qm mit unterschiedlichen Herstellmethoden nach einem Beschluss des Ausschusses für Grün, Naturschutz und Sport pilotiert. Derzeit werden in Altona ca. 800.000qm Scherrasen gepflegt, die für die Freizeit- und Erholungsnutzung unverzichtbar sind sowie ca. 510.000qm Wiesen- und Biotopflächen.

 

3.2 Wenn nein, welche Kosten würden  entstehen, um  ausreichend öffentliche  Grünflächen  zu

      bepflanzen, um dem Bienensterben entgegenzuwirken?

 

Zu 3.2:

Die Kosten belaufen sich für die Herstellung der pilotierten Flächen auf ca. 15,-€/qm für die Herstellung und 5,-€/qm/Jahr für die Pflege. Bei verschiedenen Methoden zur Vermehrung der Vielfalt entstehen unterschiedliche Kosten in der Herstellung und der Unterhaltung.

 

3.3 Inwiefern  wurde  dabei  auf  den  Katalog  zur  ökologischen  Aufwertung „Mehr   Vielfalt   in

      Altonas Parks“ vom 07.10.2010 zurückgegriffen?

 

Zu 3.3:

Die Ausarbeitung  "Mehr Vielfalt in Altona" wird bei der Unterhaltungspflege als Arbeitsgrundlage herangezogen.

 

  1. Gibt es eine Zusammenarbeit von Bezirk und Naturschutzverbänden und -vereinen, um Schmetterlingswiesen (wie am Elbhang zwischen Kaistraße und Rainvilleterrasse), die auch von Bienen als Nahrungsquelle genutzt werden können, zu schaffen und zu pflegen? Wenn ja, welche und zu welchen Naturschutzverbänden und -vereinen?

 

Zu 4:

Im Bezirksamtsbereich wurden zwei Wildblumenwiesen durch den NABU - Ortsgruppe Altona -  hergestellt und werden von diesem betreut (Kaistraße und Palmaille).

 

  1. Welche Kosten entstehen für die Öffentlichkeit für Lebensraumschaffung und -erhaltung (Wildblumenwiesen, Schmetterlingswiesen, Kleefelder etc.)?

 

Zu 5:

Die Kosten stehen in Abhängigkeit von der Art und der Größe der Maßnahmen. Deshalb kann hier keine konkrete Aussage getroffen werden.

 

  1. Welche Pestizide und andere Pflanzenschutzmittel werden vom Bezirksamt beziehungsweise dessen beauftragten Unternehmen genutzt und wo in welcher Konzentration?

 

Zu 6:

Im Hamburg ist in öffentlichen Grünanlagen der Einsatz von Pestiziden verboten.

 

  1. Sind dem Bezirksamt negative Einwirkungen von Pestiziden in Bezug auf die Biotope bekannt? Wenn ja, welche und welche Gegenmaßnahmen werden ergriffen? Bitte Strategien zur Reduzierung nennen.

 

Zu 7:

Siehe die Antwort zur Frage 6.

 

  1. Was wurde bis jetzt durch den Bürgerschaftsbeschluss vom 02.12.2016 „Artenvielfalt bewahren – Schutz der Bienen stärken“ (Drs. 21/7024) in Altona erreicht und umgesetzt? Konkret beim Imkereiwesen und in der Bienengesundheit sowie in der Öffentlichkeitsarbeit?

 

Zu 8:

Es wird derzeit ein Rahmenvertrag für den Einsatz fachlich qualifizierter Personen als Verwaltungshelferinnen und -helfer („Bienensachverständige“) zur Gesunderhaltung der Bienen vorbereitet.

 

  1. Welche öffentlichkeitswirksamen Aufklärungen zum Thema Bienen und Bienensterben gibt es im Bezirk Altona? Welche sind für die Zukunft geplant? Bitte nach Jahren, Veranstalter und Aufklärungsform aufschlüsseln.

 

Zu 9:

Das Bezirksamt Altona meldet Fehlanzeige.

 

  1. Wie viele Imkerinnen und Imker gibt es aktuell in Altona? Werden in Altona Menschen zum Imkern angeworben?

 

Zu 10:

Derzeit gibt es ca. 120 Imkerinnen und Imker. In Altona werden keine Menschen zum Imkern angeworben.

 

10.1 Wenn ja, wie und wie viele? Welche Kosten entstehen dem Bezirksamt dadurch?

 

Zu 10.1:

Entfällt.

 

10.2 Wenn nein, warum nicht?

 

Zu 10.2:

Dem Bezirksamt Altona stehen zurzeit keine Kapazitäten für diese Aufgabe zur Verfügung.

 

  1. Wirbt das Bezirksamt an Altonaer Schulen für das Imkern und den Bienenschutz?

 

Zu 11:

Das Bezirksamt Altona meldet Fehlanzeige.

 

11.1 Wenn  ja,  an   welchen  Schulen,   in   welcher  Form   und   mit   welchem Erfolg? Welche

   Kosten entstehen dem Bezirksamt dadurch?

 

Zu 11.1:

Entfällt.

 

11.2 Wenn nein, warum nicht?

 

Zu 11.2:

Das Bezirksamt Altona verweist auf die Antwort zur Frage 10.2.

 

  1. Werden im Bezirk Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit in Bezug auf Bienen ergriffen, z.B. gegen Befall der Varroamilbe sowie der Amerikanischen Faulbrut oder anderen Parasiten und Bakterien?

 

Zu 12:

Ja, im Rahmen der Bienenseuchen-Verordnung werden Maßnahmen vorgenommen.

 

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