Förderung der Initiative zum Gedenken an die Verfolgten des NS-Regimes an der Herbertstraße (Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion)
Letzte Beratung: 18.04.2024 Bezirksversammlung Hamburg-Mitte Ö 8.2
Die Herbertstraße auf St. Pauli ist ein Ort von legendärem Ruf, der jährlich Millionen von Tourist:innen anzieht. Doch hinter dem glamourösen Mythos verbirgt sich eine düstere Vergangenheit, die es zu beleuchten gilt.
Im Jahr 1933 ließ die Hamburgs Gauleitung die berühmten Metallblenden errichten, die heute die Blicke der Passanten in die Bordellgasse verhindern. Diese Maßnahme, eingeleitet aus Doppelmoral und Propaganda, markierte die dunkle Zeit des Nationalsozialismus. Die Herbertstraße wurde zum Symbol für die so genannte "Sünde und Schande für die Volksgemeinschaft" erklärt, während die Tore eine sichtbare Grenze zwischen der bürgerlichen Welt und dem als "normfalsch" stigmatisierten Milieu bildeten.
Besonders tragisch war das Schicksal der Sexarbeiterinnen, die während des Nationalsozialismus als "weibliche asoziale Elemente" verfolgt wurden. Viele von ihnen wurden interniert und litten unter dem frauenfeindlichen Regime. Für einige endete die behördliche Zuordnung hinter den Sichtblenden mit dem Tod in Konzentrationslagern wie Neuengamme oder Ravensbrück, durch Zwangssterilisierung oder in Verzweiflungstaten.
Die lange Zeit des Schweigens und Vergessens über dieses dunkle Kapitel der Geschichte wird nun durch die Initiative der St. Pauli Kirche und des Vereins Lebendiges Kulturerbe St. Pauli e.V. gebrochen. Sie setzen sich dafür ein, den Opfern der NS-Zeit an der Herbertstraße ein würdiges Gedenken zu schaffen und die wahren Geschichten hinter den Legenden ans Licht zu bringen.
Als Teil dieses Gedenkens wird ein Messingbordstein in Anlehnung an die Stolpersteine errichtet, der die Geschichte der Herbertstraße und der Sexarbeiterinnen würdigt.
Zudem werden QR-Codes angebracht, die Besucher auf eine Webseite führen, auf der sie weitere Hintergrundinformationen erhalten können.
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte erkennt die Bedeutung dieses Vorhabens an und möchte die Umsetzung finanziell unterstützen. Die Aufarbeitung und das Gedenken an die Opfer, die allzu lange vergessen wurden, verdienen unsere Anerkennung und Unterstützung. Es ist an der Zeit, die Geschichte nicht zu verschweigen, sondern sie zu würdigen und aus ihr zu lernen.
Beschluss:
Die Bezirksversammlung möge daher beschließen, dass dem Bezirksamt insgesamt 5.000€ aus dem Förderfonds konsumtiv zur Verfügung gestellt werden, um ein Messingbordstein inklusive QR-Codes in Auftrag zu geben, diesen einzulassen und feierlich zu eröffnen.
Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.