21-1320

Altonas Bäume leiden Not – ein Bewässerungskonzept muss her! Mitteilungsdrucksache zum Beschluss der Bezirksversammlung vom 27.08.2020

Mitteilungsdrucksache öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
03.11.2020
29.10.2020
Ö 7.23
Sachverhalt

Die Bezirksversammlung Altona hat in ihrer Sitzung vom 27.08.2020 anliegende Drucksache 21-1163 beschlossen.

 

Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) hat mit Schreiben vom 08.10.2020 wie folgt Stellung genommen:

 

Die bezirklichen Fachämter, Management des öffentlichen Raums, sind zuständig für die Unterhaltung von Straßenbäumen und Baumbeständen in öffentlichen Grünanlagen. Soweit es die dortigen Dienststellen für erforderlich erachten, ein Bewässerungskonzept zu erstellen, wird die BUKEA durch fachliche Beratung der Dienststellen unterstützen. Eine aktive Bewässerung aller Baumbestände ist weder leistbar noch fachlich sinnvoll – auch wegen der sich schon jetzt abzeichnenden Wasserverknappung.
 

Die Wässerung von Bäumen ist ein funktionierender Bestandteil der Grünunterhaltung und erfolgt in den Hamburger Bezirken bereits nach vergleichbaren Regelungen. Entsprechend gibt es bei Straßenbäumen unter den jährlichen Neupflanzungen deutlich weniger als 0,5 % Ausfälle.

Jungbäume an Straßen (und in Parkanlagen) werden durch beauftragte Garten- und Landschaftsbaufirmen im Rahmen der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege in den ersten drei Jahren bewässert, bis zur Abnahme durch das Bezirksamt. Bäume, die ein Bezirksamt durch den eigenen Regiebetrieb pflanzt, werden ebenfalls mindestens drei Jahre gewässert. In der Folgezeit werden Jungbäume bei länger anhaltender Trockenheit durch beauftragte Fremdfirmen oder den Regiebetrieb gewässert. Der Bewässerungsbedarf richtet sich nach der Witterung. Eine grundsätzlich über drei Jahre hinaus erweiterte Entwicklungspflege ist fachlich angezeigt, setzt aber einen entsprechend höheren Mitteleinsatz voraus.

 

Ein Wässerungsgang umfasst 100 bis 200 Liter, wobei von der Stadt grundsätzlich kein Trinkwasser eingesetzt wird und auch in Zukunft nicht eingesetzt werden soll. Die Wässerung kann über Wassersäcke, Wässerungswälle oder Barrieren aus Kunststoff erfolgen, darf dabei aber nicht im Optimum gehalten werden, damit das Wurzelwachstum auch in die Tiefe gelenkt wird. Andernfalls besteht die Gefahr, dass diese Bäume über viele Jahre auf künstliche Bewässerung angewiesen bleiben, mit wachsenden Kosten für die Stadt.

 

Nach dem dritten Jahr in Folge mit geringen Niederschlägen hat selbst der Altbaumbestand unter der Trockenheit gelitten. Trotz sichtbarer Folgen auch für die älterer Straßenbäume ist deren Bewässerung fachlich nicht zu vertreten. Diese Bäume haben ihre Wurzeln weit ausgebreitet, auch tiefere Bodenschichten erschlossen und decken dort ihren Wasserbedarf. Die üblichen Wassergaben würden weder ausreichen noch die entscheidenden Wurzelbereiche erreichen. Für diese Bäume greifen eher städtebauliche Maßnahmen wie der Verzicht auf Grundwasserabsenkungen und zunehmende Versiegelung. So könnten bei ausgiebigen Niederschlägen höhere Versickerungsraten Abhilfe schaffen.

 

Im Unterschied zu einer verstärkten Bewässerung, die letztlich auf die Symptome abzielt, werden langfristige Strategien benötigen, denn es ist mit u.U. einschneidenden Veränderungen in den Baumbeständen zu rechnen mit neuen Herausforderungen sowohl für die Unterhaltung und Verkehrssicherheit als auch mit Blick auf die Personal- und Finanzressourcen.

 

Vor diesem Hintergrund erarbeitet die BUKEA im Rahmen von Kooperationen mit den Bezirken, der Universität Hamburg und den Baumschulen Grundlagen, um den Hamburger Baumbestand auf die sich ändernden Rahmenbedingungen hin auszurichten. Das aktuelle Verbundvorhaben „Bodensubstrat und Baumartenwahl für klimaangepasste Stadtbaumpflanzungen (BoBaSt)“ schließt an das Vorhaben „Stadtbäume im Klimawandel (SiK)“ an und greift dessen Fragestellungen für die Umsetzung in der Praxis auf. Ein wichtiges Ziel ist dabei die Wahl geeigneter Baumarten und Baumsorten, nachdem erste heimische Arten - zunächst als Straßenbaum - nicht mehr zurechtkommen. Untersucht wird die Anpassung von Bäumen an Trockenheit und wie die Stadt durch Auswahl des Bodensubstrats dem potentiellen Trockenstress effektiv begegnen kann. Das Hamburger Vorhaben integriert dabei Feldexperimente, die gemeinsam mit Baumschulen erfolgen, sowie das Monitoring von Jungbäumen unter Standortbedingungen am Straßenrand. BoBaSt zielt darauf ab, Handlungsempfehlungen für die praktische Anwendung in der bezirklichen Unterhaltung zu erarbeiten.

 

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